Dieser Blog ist archiviert...

Im Mai 2011 bin ich nach 6 Jahren in Irland zurück nach Deutschland gezogen und habe diesen Blog eingestellt. Mein neuer Blog heißt Geist und Gegenwart und ist unter www.geistundgegenwart.de zu erreichen.

Samstag, 16. Januar 2010

Den Hahn zugedreht: Trinkwasserprobleme in Dublin, Irland

Heute haben wir noch immer kein Wasser, ohne dass wir die Pumpen betätigen. Der Wasserdruck ist einfach zu gering und je nachdem, wie hoch man sich befindet, hat man entweder das Problem, das man Wasser pumpen muss oder dass man eben an gar kein Wasser kommt. Und dieser Zustand wird für die nächste Zeit anhalten, so die verantwortlichen Behörden. Zusätzlich zur Wasserknappheit kommt also auch noch der steigende Energiebedarf durch die Pumpen in den Haushalten).

Warum - so mag man sich fragen - wird im regnerischen Dublin das Wasser für Privathaushalte abgestellt und warum müssen Leute mit Eimern an Tanklastern Schlange stehen, um an Trinkwasser zu kommen? Ist das nicht eher was, das man aus Gebieten mit extremer Dürre kennt?

Wasser gibt es hier genug, nur das in Seen aufgefangene Regenwasser dann in Trinkwasser umzuwandeln und zum Endverbraucher zu transportieren, das klappt nicht. Zum einen sind die Zisternen zu klein und zu alt, zum anderen sind die Leitungssysteme so porös, dass man keinen anständigen Wasserdruck anlegen kann, ohne dass alles auseinanderreißt. Schon ohne für Großstädte üblichen Wasserdruck verschwinden ca. 50% des Trinkwasser über das löchrige System im Untergrund.

Warum aber gerade jetzt, nach dem Frost und bei heftigem Regen? Zum einen ist aus vorgenannten Gründen Trinkwasser in Irland schon immer knapp. Wenn dann noch durch Frost und Tauwetter zusätzlich Wasser verloren geht, "kommt das Fass zum Überlaufen". Um das Einfrieren der Leitungen zu verhindern, riefen Versicherungen in den vergangenen Wochen dazu auf, das Wasser einfach laufen zu lassen, was den Verbrauch zusätzlich enorm erhöhte. Hinzu kam, dass die Behörden in der letzten Woche öffentlich vor Wasserknappheit warnten, was dazu führte, dass die Leute in Panik ausbrachen und viel mehr Wasser verbrauchten, als normalerweise. Täglich wurden 634 Mio Liter verbraucht, während der Normalwert bei 540 Mio Litern liegt. Dublins Trinkwassersystem arbeitet also dermaßen am Limit, dass die knapp 100 Mio Liter mehr pro Tag nicht bereitgestellt werden können. Um die Verschwendung zu stoppen und die Reservoirs wieder aufzufüllen, haben die Behörden also die Notbremse gezogen, den im wahrsten Sinne des Wortes Hahn zugedreht.

Hier ist der Originalttext vom County Council: http://www.dlrcoco.ie/faq

Dublin Fakten:
  • Durchschnittlicher Pro-Kopf-Verbrauch (Privathaushalte): 150 Liter pro Tag (Deutschland: 125 Liter)
  • Täglicher Verbrauch in Dublin: 540 Mio Liter pro Tag
  • Ein Drittel der Wasserrohre sind über 70 Jahre alt 
  • 43% des Trinkwassers versickert im undichten Rohrsystem bevor es die Haushalte erreicht (restliche Irland: > 50%, Deutschland: < 5% )
  • Kosten für Privathaushalte pro Kubik-Meter: 0 € (Deutschland: € 1.85 pro m³)






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen