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Im Mai 2011 bin ich nach 6 Jahren in Irland zurück nach Deutschland gezogen und habe diesen Blog eingestellt. Mein neuer Blog heißt Geist und Gegenwart und ist unter www.geistundgegenwart.de zu erreichen.
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Donnerstag, 24. März 2011

Volksbefragung 2011

Ausschnitt aus dem Formular
In diesem Jahr gibt es in Irland eine Volksbefragung, den Census. Heute gegen 19:00 stand plötzlich eine Frau vor der Tür und ich dachte, es ist wieder die irische GEZ. Aber sie brachte nur den Fragebogen für die Volksbefragung vorbei und sagte mir, wann sie ihn wieder abholen würde. Ich war erstaunt, dass sie überhaupt bis zu mir vorgedrungen war. Schließlich kommt man an meine Tür nur durch den verschlossenen Hinterhof. Es gibt keine Klingel und klopfen hilft auch nichts. Aber in Irland muss man als Volksbefragungsverantwortliche eben erfinderisch sein.

Die Fragen sind interessant:
  • Gesundheitszustand
  • Wie viele Autos
  • Internetanschluss
  • Heizungs-, Wasser- und Kanalisationsanschluss
  • Anzahl der Zimmer und Mietpreis
  • Nationalität und Sprachen
  • Geburtsdatum
  • Familienstand und Kinder
  • Ethnische Hintergründe
  • Religionszugehörigkeit
  • Arbeitgeber und Position
  • Arbeitsweg und -beginn
  • Bildungsabschluss
  • und einiges mehr
Hat man das Formular entgegen genommen, so ist man gesetzlich verpflichtet, es wahrheitsgemäß auszufüllen. Ansonsten muss man - so heißt es auf dem Deckblatt - bis zu €25000 Strafe zahlen. Angeblich werden alle Angaben streng vertraulich behandelt und nur zu statistischen Zwecken ausgewertet. Warum man dann meinen vollen Namen und die komplette Anschrift meines Arbeitgebers wissen will, weiß ich nicht.

Das ganze Formular ist 24 Seiten stark, allerdings muss man nur 6 ausfüllen, wenn man alleine wohnt. Ich habe etwa 10 Minuten gebraucht. Ich hoffe, ich bin am 11 April auch hier, wenn die nette Frau das Formular wieder abholt. Ich habe keine Lust, €25000 Strafe zu zahlen.

Dienstag, 22. März 2011

Benzin in Irland: E10? Nie gehört!

Irische Tankstelle: Diesel und Super ("Unleaded"), sonst nichts
Während die Autofahrer in Deutschland garantiert das falsche Benzin tanken, verwirrt von all den Sorten (Super, Super Plus, E10, VPower, Ultimate...), gibt es in Irland einfach nur zwei: Diesel und Unleaded (unverbleit 95 octane - also unser Super). Da kann man eigentlich nichts falsch machen. Anders herum tun mir die Iren, die nach Deutschland fahren, jedoch Leid. Das versteht ja kein Mensch, was man da tanken soll.

Über die Preise beschweren sich die Iren natürlich auch, obwohl die mit 1,49 für Super noch ganz human sind, wenn man es mit den Deutschen Preisen vegleicht, die sich im Moment bei 1,60 befinden können. Diesel kostet in Irland zur Zeit rund 1,45. Die Unterschiede zwischen Super und Diesel sind hier nie sehr hoch.

Einen Überblick über die irischen Benzinpreise im Verglich mit den Preisen all der anderen EU-Länder, findet man auf der Website des AA, also des irischen ADACs.

Mittwoch, 9. März 2011

Organisiertes Verbrechen: Gangs of Dublin

Irische Gangster im Film (1998)
Dublin hat den Ruf, eine Stadt zu sein, in der nicht die Polizei das organisierte Verbrechen bekämpft, sondern in der sich die Gangmitglieder auf traditionelle gälische Art gegenseitig dezimieren. Schon die Wikinger zeigten sich im 10. Jahrhundert beeindruckt davon, dass die Iren sich lieber gegenseitig bekämpften, als gemeinsam gegen die neuen Eindringlinge vorzugehen.

Mindestens 17 Gangs - beziehungsweise Familien - soll es beispielsweise in Dublin geben. Seit 1998 wurden nur 23 Mörder verurteilt, aber rund 200 Morde in der irischen Szene begangen. Die Polizei hatte einerseits nie die Mittel und andererseits erspart sich das Land alle möglichen Kosten bei der Polizei, den Gerichten und dem Strafvollzug. Speziell in den Neunzigern blühte der Drogenhandel und die Bosse wussten nicht wohin mit dem ganzen Geld. Ohne Scheu vor der Öffentlichkeit kauften sie riesige Villen, Ländereien und Pferderennställe. Wenn mal jemand für ein paar Jahre in den Knast kam, ging es danach gleich weiter mit der Karriere oder man setzte sich ab in die Karibik. Die Gewinnspanne lag bei 800% und die einzigen Feinde waren die anderen Familien, die das gleiche Business betrieben.

Illustre Gangster wie The General Martin Cahill wurden legendär und kontrollierten den Handel von Heroin, Koks und Canabis in Dublin. Cahill, ein Familienvater und Taubenzüchter, der keinen Alkohol trank und keine Drogen konsumierte, wurde 1994 auf offener Straße angeblich von der IRA erschossen, da er die sonst übliche Kooperation mit dieser Organisation verweigerte. Cahill galt vielen als eine Art Robin Hood, war in Wirklichkeit jedoch ein brutal folternder Mörder, der seinen Rivalen gerne mal Nägel durch die Hände schlug oder die Ohren abschneiden ließ.

Der Welle der Gewalt in den Neunzigern folgten einige kurzfristige Erfolge, da man durch das neu gegründete Criminal Assets Bureau lernte, nicht die Gangster als Personen zu bekämpfen, sondern ihnen Geld und Besitz nahm. Daraufhin passte sich die Szene an und wurde dezenter und unauffälliger. Gelder wurden außer Landes gebracht oder gewaschen und nicht einfach auf den Kopp gekloppt.

Der irische Canabis-Handel soll mittlerweile in vietnamesischer Hand sein. Die Rezession half mit der Bereitstellung von billigen Mietshäusern, die in Gewächshäuser umgewandelt werden, sodass man günstig hochpotente Pflanzen vor Ort anbauen kann und sich den teuren und riskanten Schmuggel über das Meer erspart. Die Canabis-Szene ist im Moment eher gewaltfrei, Experten gehen jedoch davon aus, dass die wachsenden Gewinnspannen auch die irischen Familien anziehen wird - mit den absehbaren Folgen für die Vietnamesen.

Dienstag, 25. Januar 2011

Irische Steuern und Sozialabgaben für Arbeitnehmer

Auch nach den neusten Änderungen und Anhebungen im irischen Budget sind Steuern für Arbeitnehmer in Irland immer noch vergleichsweise günstig und unkompliziert. Im Folgenden findet sich eine kleine Übersicht, mit welchen Abzügen vom Lohnzettel im Jahr 2011 zu rechnen ist:

Sozialversicherungsbeiträge
  • Universal Social Charge wird zu 7% auf das gesamte Einkommen erhoben
  • Pay Related Social Insurance wird zusätzlich zu 4% auf das gesamte Einkommen erhoben
Einkommenssteuern
  • Jahresverdienst bis 32.800 € werden für Singles mit 20% versteuert, alles darüber mit 41% (2010 war die Grenze bei 36.400 €)
  • Alleinerziehende: 20% bis 36.800, darüber 41%
  • Verheiratete: 20% bis 41.800, darüber 41%

Steuernachlässe wurden generell um 10% reduziert, manche Nachlässe wie z.B. die für Mieter werden über die nächsten Jahre eingestellt.

Mehr zu den neuen Steuern für Arbeitnehmer findet man auf den Seiten des irischen Finanzamts Revenue. Sehr praktisch ist auch der online Steuer-Rechner von Deloitee.

Montag, 24. Januar 2011

Mobiles Internet in Irland

Huawei E1222 von Three.ie
Bei mobilen Broadband-Modems hat sich in letzter Zeit viel getan. Sie sind klein, preiswert und praktisch, wenn man mit dem Laptop auch unterwegs Internetzugang haben möchte. Mein erstes Modem dieser Art war von Vodafone, ziemlich groß und mit einem Kabel an den USB-Anschluss angebunden sah es eher aus, wie eine Maus. Neue Modems sehen nicht anders aus, als ein herkömmlicher USB-Memory-Stick. USB-Speicher ist eine Funktion, die heutige Modems zusätzlich auch noch erfüllen. Die Geschwindigkeit der Datenübertragung über diese Mobilfunknetze ist jedoch bescheiden. Aber auch hier wird der Fortschritt nicht halt machen.

Anbieter versuchen natürlich, möglichst viel Geld herauszuholen und ihre Kunden am besten per Vertrag über Jahre an sich zu binden. Als ich vor ein paar Monaten zurück nach Dublin kam, wollte ich mich aber nicht vertraglich binden, weil ich schlecht abschätzen konnte, wie lange ich hier bleiben wollte. Also klapperte ich die verschiedenen Anbieter ab: Vodafone, Meteor, O2 und Three. Entweder gab es nur Verträge oder die Modems waren überteuert. Three hatte das beste Angebot: 30 € für das Modem und dann "pay as you go", also ohne Vertrag, soviel zahlen, wie man verbraucht.

Linux? Viel Glück!
Soweit so gut die Theorie. Das Kundenerlebnis insgesamt ist jedoch eher frustrierend. Erst stellte sich heraus, dass diese Modems (in meinem Fall ein Huawei E1222) das Betriebssystem meines Laptops Linux nicht mögen. Man riet mir sogar ab, ein Modem zu kaufen, da es nicht laufen würde. Trotzig versuchte ich mein Glück. Mit etwas Recherche in Linux-Foren und viel hin und her zwischen dem indischen Kunden-Service, mir und dem Three-Laden in der Grafton Street (wo sie kein Vorführgerät hatten) und der Thomas Street gelang es mir jedoch, alles einzurichten. Die komplette Anleitung kann man in meinem Buzz Mission mobile broadband on Linux auf Englisch nachlesen.

Umständliches Aufladen der Kredite
Seit dem läuft alles hervorragend. Einzig und allein das Neukaufen von Krediten ist eine Schande. Zum einen dauert das zu lange. Erst logt man sich ein, die Seiten laden ewig, dann zahlt man zum Beispiel 20 €, dann wartet man mindestens 10 Minuten, bis das Geld im Konto gutgeschrieben ist. Am besten, man wechselt den Browser währenddessen, denn die Cookies scheinen zu erinnern, dass man kein Geld auf dem Konto hat, auch wenn man gerade bezahlt hat. Dann muss man mit dieser Gutschrift auf eine neue Seite gehen und hier entsprechende Services kaufen, also z.B. einen Monat Broadband, limitiert auf 1GB für 15 €. Dann wartet man wieder ewig. Der Kundenservice empfiehlt, das Modem zu entfernen und wieder anzuschließen. Wenn man Glück hat, geht alles nach 30 Minuten wieder.

Miese Preispolitik und armselige Website-Programmierung
Zum anderen ist da die Preispolitik, die einen unangenehmen Beigeschmack hat. Hat man hier wirklich die besten Interessen des Kunden im Auge? Und wenn nicht: Ist das kluge Unternehmenspolitik in einem Markt, der immer heftiger umkämpft ist? Folgende Optionen stehen zur Verfügung:

Freitag, 21. Januar 2011

Irlands Jugend wandert aus

Das Expatforum (siehe auch Telepolis) hat ein paar Zahlen zu einem d er für Irland schlimmsten Aspekte der Krise zusammengefasst: Die massenhafte Auswanderung der Jugend.

27700 irische Staatsbürger wanderten zwischen April 2009 und April 2010 vor allem nach Australien, Kanada und den USA aus. Über die nächsten zwei Jahre werden sicher noch um die Hunderttausend Iren dazukommen. Zählt man alle Menschen, die wieder auswanderten, also auch vorher eingewanderte Polen, Deutsche, Letten und so weiter, dann kommt man auf 65300 Auswanderer für den Zeitraum von April 2009 bis April 2010. Das in einem Land, indem nur etwas mehr als im Großraum Berlin leben.

Bei einer Arbeitslosenquote von 13,4% wird den Jungen sogar offiziell dazu geraten, auszuwandern. Das schafft Erleichterung für die Jugend und entlastet kurz- bis mittelfristig auch die Sozialausgaben des Staates. Die langfristigen Folgen, die aus Innovationsverlust und Überalterung der Gesellschaft resultieren, sind nicht abzusehen.

Vielen Dank an NoodleGei für den Hinweis, der zu diesem Artikel führte.

Donnerstag, 20. Januar 2011

Rezession vs Brot

Seit ein paar Tagen hatte ich in den Lebensmittelläden um mich herum vergeblich nach dem Blazing Salads Roggen Sauerteigbrot gesucht. Ich fing an, mir Sorgen zu machen, schließlich war es das einzige seiner Art, das in Dublin frisch gebacken und immer erhältlich war. Also schrieb ich eine E-Mail an das Familienunternehmen Blazing Salads:


Hi dear Blazing Salads,

I am a huge fan of your breads and recently noted that I cannot get them anymore in Dublin from my usual suppliers. I don't find them in FRESH supermarkets and my usual Donny Brook Fair on Baggot St told me they are not getting your bread in anymore, but were not able to tell me why.

Could you please clarify! Is that just a temporary disruption, a mere coincidence, are you shrinking your output or have you even stopped your bread production?

Kind regards,

Gilbert


Die traurige Antwort kam noch am selben Tag:


Hi Gilbert,

We have had to cease production of our breads in our bakery, with the result we cannot supply shops anymore. We have begun baking the bread daily in our deli, 42 Drury Street. Oven capacity is limited so if you are coming in to buy a loaf I suggest phoning either the day before or the morning of the day to have your bread put by for you. This will avoid disappointment. The number is 01-6719552.


Kind regards
 

Lorraine Fitzmaurice


Mit anderen Worten: Die einzige Firma, die es verstand, nach deutschen Maßstäben anständiges Brot in Dublin zu backen, droht vollständig der irischen Rezession zum Opfer zu fallen. Schade. Die Iren kaufen mehrheitlich wabbeliges blasses Toastbrot, ohne Nähr- oder Ballaststoffe. Und in einer Rezession haben die Preise von Blazing Salads (um 3,70€ pro 750g) sicher auch nicht geholfen. Ich denke aber, dass dieser Preis gerechtfertigt war, da die Qualität stimmte und die Rohstoffe als "organic" zertifiziert waren. Nun muss ich also sehen, dass ich besonders früh aufstehe, um ein Brot zu bekommen.

Samstag, 8. Januar 2011

Von immergrünen Eindringlingen und tierischen Immigranten

Dublins Immergrün vor meinem Fenster
Als ich heute früh aus dem Fenster sah, fiel mir auf, dass der große Laubbaum vor dem Haus immer noch grün war. Im Januar, mitten im Winter. Man sieht sehr gut, dass alle anderen Laubbäume, z.B. die Birken links und der kleine Obstbaum rechts neben dem immergrünen Fremdling, bereits lange ihre Blätter abgelegt haben. Die Insel Irland bietet sich Dank des milden Klimas gerade für Pflanzen an, die man sonst eher in südlichen Ländern sieht. Die Palmen in Irlands Gärten sind je bereits sprichwörtlich.

Für mich ist es natürlich schön, dass der Baum vor dem Fenster das ganze Jahr grün ist. Ich mag grün. Für die einheimische Natur und die Biodervisität der Flora und Fauna jedoch, sind die Eindringlinge oft bedrohlich. Besonders gefährlich sind eingeschleppte Tiere, die sich in evolutionäre Lücken der Insel ansiedeln und dort einheimische Lebewesen verdrängen, die sich gegenüber diesen fremden Konkurrenten nicht zur Wehr setzen können. Viele fremde Fische, Krabben, Insekten haben sich angesiedelt, aber auch gefährlichere Räuber wie der Amerikanische Mink (Nerz) oder Ratten bedrohen die einheimische Natur.

Die irische Alien and Invasive Plants Database führt über 700 Pflanzen von der Aalbeere über den Graukohl bis zum Zwiebeltragenden Zahnwurz, die über die Jahrhunderte nach Irland eingetragen wurden. Die meisten werden uns jedoch gar nicht auffallen, Palmen sind für mich inzwischen aber unverwechselbar irisch.

Donnerstag, 6. Januar 2011

Endlich: Fahrräder in Dublins S-Bahnen

Dublins DART
Iarnród Éireann, die irische Bahn, hat verkündet, dass Fahrräder in Dublins S-Bahn DART (Dublin Area Rapid Transport) zwischen 10 Uhr morgens und 15:30 und nach 19 Uhr kostenlos mitgenommen werden können. Samstag und Sonntag können Fahrräder den ganzen Tag über mitgeführt werden, es sei denn, es stehen größere Sportveranstaltungen im Aviva Stadium oder Croke Park an. Damit kommt Dublin dem Konzept einer grüneren Stadt wieder etwas näher. Für Iarnród Éireann dürfte es sich bei den Radfahrern auch um eine zahlende Kundengruppe handeln, die bisher vom Service ausgeschlossen war. Und auch für Touristen ist das eine gute Neuigkeit, denn Fahrräder können auch auf Dublins Straßen ganz einfach stundenweise ausgeliehen werden und eignen sich hervorragend, um die ziemlich kleine Hauptstadt zu erkunden. Somit kommt man nun ganz einfach vom Zentrum aus nach Howth oder Dun Laoghaire, wo das Fahrradfahren Dank der schönen Aussichten ganz besonderen Spaß macht. Bisher durften nur Falträder mit in den DART genommen werden. Immer noch von der Mitfahrt ausgeschlossen sind Hunde.

Mittwoch, 8. Dezember 2010

Einige ausgewählte Punkte des irischen Budgets 2011

Passend mörderische Werbung zum Thema

In der folgenden Liste finden sich einige ausgewählte Punkte des irischen Budgets für 2011. Die gesamte Liste der Hauptpunkte kann in der Irish Times nachgelesen werden.

Dienstag, 7. Dezember 2010

PISA: Irlands Schüler verschlechtern sich in Lesen und Mathematik

Irlands Schüler sind im OECD PISA-Ranking beim Lesen vom fünften Platz im Jahr 2000 auf Platz 17 im letzten Jahr abgerutscht. Das war der größte beobachtete Absturz unter allen 39 erfassten Ländern. In Mathematik rutschen die Schüler von Platz 16 auf Platz 26 ab. In einer ersten Reaktion sprach das Bildungsministerium etwas hilflos von nun erfassten Kindern von Immigranten und Sonderschülern, auf die das Ergebnis zum Teil zurückzuführen sei.

Schnee macht erfinderisch

Der Schnee, das noch immer fast unbekannte Element in Irland, führte dazu, dass überall die Schulen schlossen. Einige Lehrer wurden zum Verdruss ihrer Schüler erfinderisch und nahmen den Unterricht per Google Talk und E-Mail wieder auf. Inzwischen kehren die meisten Schulen wieder zur Normalität zurück. Wegen geborstener Wasserleitungen und riesigen Schneeblockaden ist das jedoch mancherorts noch schwierig.

Linkliste zu Notfall- und Verkehrs-Services und zur Gesundheitsversorgung

Klicken Sie auf den "Weiterlesen »", um alles Links zu sehen, die in Notfällen und beim Planen von Reisen behilflich sein können.

Montag, 6. Dezember 2010

Der irische Botschafter in Berlin im Interview mit The European Circle

Be Irish Embassy 01
Irische Botschaft in Berlins Friedrichstraße
The European Circle hat sich der Verständigung der Europäer untereinander verschrieben und berichtet zu diesem Zweck kompetent recherchiert über Europa relevante Themen. Am letzten Freitag wurde der irische Botschafter in Berlin Dan Mulhall interviewt: Irland ist nicht nur eine Wirtschaft.

Mulhall berichtet optimistisch aus Irland. Er zeichnet ein sehr Europa freundliches Bild von den Iren, das im Moment sicher nicht repräsentativ ist. Die Iren fühlen sich in ihrem Stolz auf die Unabhängigkeit ihres Landes und die Erfolgsgeschichte, die es vor kurzem noch war, verletzt.

Erhellend sind Mulhalls Erklärungen zur Wurzel der Immobilienblase: "Man muss die Geschichte Irlands verstehen, die Leute in Irland glauben, dass man ein eigenes Haus besitzen soll – das ist anders als in Deutschland. Die irische Geschichte war traurig, die Leute haben ihr Land und ihre Häuser verloren und jetzt glaubt die Bevölkerung, dass der Immobiliensektor sehr wichtig ist."

Das ist sicher richtig und überhaupt ist Deutschland auch dank einer niedrigen Eigentumsquote von knapp über 40% von einer Immobilienblase verschont geblieben. Irlands Quote ist etwa doppelt so hoch und machte das Land sehr anfällig für diese Krise. Allerdings ist die historische Motivation nur die halbe Wahrheit. Die andere Seite ist die Gier im Bau- und Bankensektor und die vernachlässigte Gesetzgebung, die auf die angeblich alles regelnden Marktgesetze vertraut. Laissez faire ist in Irland die Grundregel. Das macht das Land auch so sympathisch auf der einen Seite. Auf der anderen Seite macht der Grundsatz des "Lasst-sie-mal-machen" die Politik und Wirtschaft korrupt, denn Kontrolle muss niemand fürchten. Mulhall sagt dazu überaus diplomatisch, fast salomonisch:

"Jemand kann natürlich jetzt sagen, dass er diese Probleme früher gesehen hat. Aber wenn man eine Blase im Immobiliensektor hat, ist es schwierig, diese Blase zu verhindern. Es ist schwierig, so eine Situation zu verhindern und einen anderen Weg zu finden. Aber wir haben aus dieser Krise gelernt und ich bin sicher, dass wir in der Zukunft stabiler werden."

Ja, es ist schwierig, besonders wenn man keine staatlichen Strukturen aufbaut, die sich um die nachhaltige Entwicklung der Ökonomie sorgen. Vorsichtig hoffen lässt Mulhalls vage Absichtserklärung: "In Zukunft werden wir gegenüber dem Immobiliensektor ein wenig skeptischer sein." Ich drücke den Iren die Daumen. Und wie Mulhall so schön sagt: "Irland ist nicht nur eine Wirtschaft, es ist ein Land mit einer einzigartigen Kultur, lebendiger Musik und Tanz und so weiter."

Sonntag, 5. Dezember 2010

Irische Steckdosen

Ob die genialen Steckdosen gerade und sauber
angeschraubt sind, ist eine andere Frage.
Irische Steckdosen sind großartig. Sie alle verfügen über einen individuellen Kippschalter, mit dem sie sich durch einen Griff ein- oder ausschalten lassen. Das ist überaus sicher, bequem und in der Konsequenz auch Umweltschonend. Z.B. muss man nicht den Stecker vom Fernseher ziehen, wenn man sicher sein will, dass er nicht ans Stromnetz angeschlossen ist. Die zahllosen Ladestationen, die wir in unseren Haushalten für elektrische Zahnbürsten, Telefone, Laptops oder Rasierapparate haben, sind in der Regel nicht mit einem extra Schalter versehen. Sie sind entweder in der Steckdose und also eingeschaltet oder der Stecker ist gezogen. In Irland kann ich alle Stecker getrost drin lassen und muss einfach nur den Strom der Steckdose per Kippschalter abstellen. Einfach und genial.

Grüner Tee vom weihnachtlichen Asia Market

Günstiger Tee aus Dublins Asia Market
Gerade habe ich eine Nashi-Birne gegessen, die ich gestern im Asia Market in Dublins Innenstadt geschenkt bekommen habe. In Asien kennt man Weihnachten ja nicht so traditionell wie bei uns. Es ist wohl eine Form der Integration, wenn Chinesen zur weihnachtlichen Kundenbindung in Dublin Nashi-Birnen verschenken. Außerdem war der ganze Eingangsbereich des Asia Markets voll mit Weihnachtsdeko. Meine Nashi-Birne war köstlich und supersaftig.

Grüner Tee ist der Hauptgrund, warum ich auch ohne Nashi ein regelmäßiger Kunde des Asia Marktes bin. Es gibt auch ein paar spezialisierte Teegeschäfte in Dublin, die jedoch bizarre Preise verlangen. Im Asia Market kaufe ich Oolong Tea, Yamamotoyamas Genmaicha und am liebsten einen japanischen Sencha von Kyotos UJInoTSUYU. Der is super frisch und von sehr guter Qualität. Wer glaubt, Sencha sei Sencha, unterliegt einem schweren Irrtum. Bei den meisten Tees gibt es riesige Unterschiede in der Qualität. Zumal Sen (neu) Cha (Tee) nichts darüber aussagt, wo dieser Tee angebaut wurde. In Dublins Asia Market kostet der Sencha so um die €4 pro 100 Gramm, die anderen Tees sind weit billiger.

Asia Market
18 Drury Street
Dublin 2
(01) 6779764

Samstag, 4. Dezember 2010

Steuern und Steuerbetrüger am Pranger

Es ist bekannt, dass Irland ein einfaches und niedriges Steuersystem hat. Für die Einkommenssteuer eines Singles gilt zum Beispiel, dass die ersten €36,400 pro Jahr mit nur 20% besteuert werden, alles was darüber hinaus geht mit 41%. Zusätzlich zu den geringen Steuern gibt es zahlreiche Erstattungen, beispielsweise der PAYE tax credit €1,830, den jeder Angestellte verlangen kann. Einfach so. Man kann auch als Mieter Geld zurück verlangen, medizinische Kosten anrechnen lassen, Rentenbeiträge geltend machen und so weiter. All das lässt sich recht einfach mit Formularen machen, die man inklusive Beratung im Steuerbüro bekommen kann.

PAYE steht für "pay as you earn" und bedeutet, dass die Steuern automatisch vom Lohn abgezogen werden. Steuern auf Aktienverkäufe und ähnliche Gewinne müssen rechtzeitig erklärt und gezahlt werden. Sie betragen wie in Deutschland 25% und werden nicht automatisch einbehalten. Wer Gewinne "nicht rechtzeitig" erklärt, muss bei Entdecken mit 40% rechnen.

Das einfache und ziemlich günstige System verhindert natürlich nicht, dass Steuern hinterzogen werden. Jedes Jahr gibt es eine Steuersünder-Liste, die öffentlich für jeden einsehbar ist. So stand zum Beispiel diese Woche in der Irish Times, dass der Zahntechniker Gerard Field aus der Rathmore Avenue in Stillorgan, Co Dublin einen Vergleich einging und €639.602 dafür zahlte. Der Priester Christopher McCormack aus Galway musste eine nicht benannte Summe Strafe zahlen. 1,87 Millionen Euro zahlte Robert Galbraith, ein Manager aus Wexford. Insgesamt wurden so dieses Mal 13 Millionen Euro eingetrieben.

Die Labour Party, also die irischen Sozialdemokraten, haben jetzt vorgeschlagen noch einen dritten Steuersatz von 48% für Besserverdiener (> €100,000 für Singles) einzuführen. Das ist gut für den Staat und die Geringverdiener oder Menschen ohne Einkommen, die auf ihn angewiesen sind. Es ist schlecht für die Steuerzahlungsmoral. Aber Moral ist nichts naturgegebenes und muss sowieso durch Sanktionen erzwungen werden, besonders jegliche Zahlungsmoral.

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Shannon Leaks, Irlands kleine WikiLeaks

Wikileaks logo
Auch Irland hat seine
kleinen diplomatischen Leaks
Shannon ist eine kleine Stadt am großen Fluss - auch Shannon - mit einem Flughafen: Shannon. Dort gibt's jetzt also das irische Leck von WikiLeaks. Besonders diskutiert wird eine irische Neureglung der militärischen Nutzung des Flughafens durch die Amerikaner. Diese warfen der irischen Regierung in geheimen Dossiers vor, dass sie 2006 aus wahltaktischen Gründen die militärische Nutzung stärker reglementierten. Dabei lief die irische Politik auf einem schmalen Grad zwischen der Gunst der Iren (die kein ausländisches Militär in ihrem Land mögen) und der fetten Zuverdienstmöglichkeit, die die Nutzung zu kriegerischen Zwecken bot. Auch die Abneigung der Iren gegen den israelischen Einmarsch im Libanon wurde dabei offenbar berücksichtigt. Die Amerikaner hätten auch gerne eine strengere Verfolgung von Vandalismus gesehen, der in diesem Zusammenhang von einer kleinen irischen Gruppe "Shannon Five" ausging. Das aber hätte die Regierungspartei so kurz vor der Wahl 2007 sehr unpopulär gemacht. Die Amerikaner fanden das einfach nur "bizarr". Bizarr ist es aus meiner Perspektive auch noch aus einem anderen Grund: Das ist nichts anderes, als das, was man zu diesem Thema schon 2006 in jeder Zeitung als Randnotiz lesen konnte.

Eisiger Griff des atlantischen Tiefs: Kältestarre in Dublin

Blick über die Dächer Dublins
Der diesjährig Irische November war der kälteste seit 1985. Und es soll noch mindestens eine Woche so bleiben. Schulen sind geschlossen, der Flugverkehr wird immer wieder unterbrochen, Busse und Bahnen fallen immer wieder aus, Fähren können nicht auslaufen. Der Verkehr kriecht im Schneckentempo durch die Stadt.

Als Deutscher muss man sich natürlich wundern, dass bei -5 °C und etwas Schnee eine ganze Volkswirtschaft praktisch zum erliegen kommt. Die Iren sind jedoch dieses Wetter nicht gewöhnt. Deshalb haben sie keine Winterreifen, es gibt nie genug Streusalz oder Schneeräummaschinen, nicht einmal klare Gesetze für Schadenfälle auf vereisten Gehwegen.

Gehweg in Dublin
Autos haben es besser, als Fußgänger, denn auf den Straßen entsteht über den Tag Matsch durch den Verkehr und der Schnee verschwindet. Zusätzlich werden zur Zeit rund 4 Tonnen Salz täglich auf den Straßen verstreut. Auf den Gehwegen jedoch bleibt der Schnee, schmilzt etwas an, friert wieder, wird zu einer kompakten Eiskruste. Geräumt oder gestreut wird für Fußgänger nicht. Weder von der Stadt, noch von privaten oder gewerblichen Grundstückseignern. In Deutschland muss ja nun mal jeder selbst vor seiner Haustür schippen. Das ist in Irland nicht klar geregelt. Die Regierung gab lediglich eine Empfehlung, Schnee zu räumen, stellte aber klar, dass es bei Stürzen wegen Eises keine rechtlichen Konsequenzen gäbe.

Ganz Irland ist in der Kältestarre und die Politik dürfte es freuen: Schließlich lenkt das grimme Wetter etwas ab von den schlimmen wirtschaftlichen Zuständen und es hält die Leute davon ab, auf die Straße zu gehen und zu demonstrieren.

Freitag, 12. November 2010

Brauchen die Iren einfach nur mehr Käse?

Der Guardian kündigte im Artikel "Let them eat cheese" ("Sollen sie doch Käse essen") an, dass am 15. November Käse ans Volk verteilt werden soll. Der Landwirtschaftsminister Brendan Smith hat insgesamt 53 Tonnen irischen Cheddars mit Hilfe von EU-Agrarmitteln von Irischen Farmen aufgekauft. Es gehe darum, "zum Wohlbefinden der am meisten benachteiligten Bürger im Land beizutragen".

Man könnte das für zynisch halten oder für einen Witz. Statt sich der horrenden Finanzkrise zu widmen, wandelt man auf Marie Antoinettes Spuren, die mit den Worten "Sollen sie doch Kuchen essen" das französische Volk zur Revolution gereizt hat.

Auch die Kinderlein werden sich freuen, so die erbosten Iren: Der Weihnachtsmann hat dieses Jahr Käse im Sack.