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Im Mai 2011 bin ich nach 6 Jahren in Irland zurück nach Deutschland gezogen und habe diesen Blog eingestellt. Mein neuer Blog heißt Geist und Gegenwart und ist unter www.geistundgegenwart.de zu erreichen.
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Mittwoch, 23. März 2011

Upload- und Download-Geschwindigkeiten im Vergleich

Mit dem Google Public Data Explorer kann man wunderbar öffentlich zugängliche Daten über Zeiträume hinweg vergleichen und visualisieren. Zum Beispiel Broadband-Geschwindigkeiten. In den folgenden Grafiken habe ich Irland mit Deutschland und je dem Land mit der höchsten und der niedrigsten Verbindungsgeschwindigkeit in Europa verglichen.

Download-Geschwindigkeiten


Die Download-Geschwindigkeit: Deutschland liegt weit vorn und Irland im hinteren Drittel


Upload-Geschwindigkeiten


Die Upload-Geschwindigkeit: Deutschland liegt im Schnitt und Irland ist weit abgeschlagen

Die Verbindungsgeschwindigkeiten sind wichtige Indikatoren für die Wirtschaft, insbesondere für das Potential der Online-Wirtschaft eines Landes. Hohe Download-Geschwindigkeiten verweisen auf einen ausgeprägten Konsum von Online-Medien. Hohe Upload-Geschwindigkeiten hingegen ermöglichen eine große und kreative Teilhabe an der Gestaltung von Online-Medien. Rumänien überrascht hier natürlich.

Dienstag, 8. März 2011

Google kauft 3 Bürogebäude in Dublins Innenstadt

Die Internetfirma Google hatte gerade vor ein paar Wochen ein neu gebautes Bürogebäude für 99 Mio Euro gekauft und gab nun bekannt, dass es auch die bereits zuvor schon von der Firma für jährlich 8 Mio Euro gemieteten Bürogebäude auf der anderen Straßenseite für weitere 100 Mio Euro gekauft hat. Die National Asset Management Agency (eine Art Treuhand, die versucht den Schaden der geplatzten Immobilienblase durch Verkäufe einzudämmen) freute sich über den Verkauf des neu erbauten Bürokomplexes. Dank der dramatisch gesunkenen Preise ist es zwar immer noch ein Milliardengrab für den Steuerzahler, jedoch ist ein Verkauf zum leicht über dem Marktwert liegenden Preis ein kleiner Erfolg. Google war bereit den Preis zu zahlen, da das Gebäude strategischen Wert hat und auch als Investition zu sehen ist. Außerdem braucht die Firma dringend Platz für die bereits angekündigten neuen 1000 Mitarbeiter, die dieses Jahr noch eingestellt werden sollen. Wer die Büros von innen kennt, wird wissen, dass es zuletzt schon manchmal eng werden konnte.


Google Europe HQ, Gordon Street. Bewege das Bild mit der linken Maustaste oder gehe zur großen Kartenansicht

Am Wochenende las ich den interessanten und ausführlichen Artikel When Irish Eyes Are Crying. Er beschreibt hervorragend, wie ein vor Geldgier blinder Klüngel von einigen wenigen Immobilien- und Kreditspekulanten dieses Land in den Ruin getrieben hat. Natürlich nicht, ohne ein blindes Volk, das das Versprechen vom plötzlichem Reichtum ohne Gegenwert gerne geglaubt hat. Es fasziniert mich immer wieder, wie einfach die Erklärung ist: Künstlich in die Höhe getriebene Preise beförderten einen Bauboom, der viel zu viele Wohnraum für dieses Land mit seiner kleinen Bevölkerung produzierte. Ich erinnere mich noch ganz genau, wie ich da stand, als ich vor einigen Jahren ankam und dachte: Wer soll in all diese Wohnungen ziehen? So viele Leute hat das Land gar nicht, selbst falls die Einwanderung anhalten sollte. Und dabei ist es geblieben: Geisterstädte überall. Die Einwanderer sind wieder nach Polen und Lettland abgezogen. So banal und einfach, dass es nicht einmal ein Studium braucht, um diese Fragen aufzuwerfen.

Montag, 24. Januar 2011

Mobiles Internet in Irland

Huawei E1222 von Three.ie
Bei mobilen Broadband-Modems hat sich in letzter Zeit viel getan. Sie sind klein, preiswert und praktisch, wenn man mit dem Laptop auch unterwegs Internetzugang haben möchte. Mein erstes Modem dieser Art war von Vodafone, ziemlich groß und mit einem Kabel an den USB-Anschluss angebunden sah es eher aus, wie eine Maus. Neue Modems sehen nicht anders aus, als ein herkömmlicher USB-Memory-Stick. USB-Speicher ist eine Funktion, die heutige Modems zusätzlich auch noch erfüllen. Die Geschwindigkeit der Datenübertragung über diese Mobilfunknetze ist jedoch bescheiden. Aber auch hier wird der Fortschritt nicht halt machen.

Anbieter versuchen natürlich, möglichst viel Geld herauszuholen und ihre Kunden am besten per Vertrag über Jahre an sich zu binden. Als ich vor ein paar Monaten zurück nach Dublin kam, wollte ich mich aber nicht vertraglich binden, weil ich schlecht abschätzen konnte, wie lange ich hier bleiben wollte. Also klapperte ich die verschiedenen Anbieter ab: Vodafone, Meteor, O2 und Three. Entweder gab es nur Verträge oder die Modems waren überteuert. Three hatte das beste Angebot: 30 € für das Modem und dann "pay as you go", also ohne Vertrag, soviel zahlen, wie man verbraucht.

Linux? Viel Glück!
Soweit so gut die Theorie. Das Kundenerlebnis insgesamt ist jedoch eher frustrierend. Erst stellte sich heraus, dass diese Modems (in meinem Fall ein Huawei E1222) das Betriebssystem meines Laptops Linux nicht mögen. Man riet mir sogar ab, ein Modem zu kaufen, da es nicht laufen würde. Trotzig versuchte ich mein Glück. Mit etwas Recherche in Linux-Foren und viel hin und her zwischen dem indischen Kunden-Service, mir und dem Three-Laden in der Grafton Street (wo sie kein Vorführgerät hatten) und der Thomas Street gelang es mir jedoch, alles einzurichten. Die komplette Anleitung kann man in meinem Buzz Mission mobile broadband on Linux auf Englisch nachlesen.

Umständliches Aufladen der Kredite
Seit dem läuft alles hervorragend. Einzig und allein das Neukaufen von Krediten ist eine Schande. Zum einen dauert das zu lange. Erst logt man sich ein, die Seiten laden ewig, dann zahlt man zum Beispiel 20 €, dann wartet man mindestens 10 Minuten, bis das Geld im Konto gutgeschrieben ist. Am besten, man wechselt den Browser währenddessen, denn die Cookies scheinen zu erinnern, dass man kein Geld auf dem Konto hat, auch wenn man gerade bezahlt hat. Dann muss man mit dieser Gutschrift auf eine neue Seite gehen und hier entsprechende Services kaufen, also z.B. einen Monat Broadband, limitiert auf 1GB für 15 €. Dann wartet man wieder ewig. Der Kundenservice empfiehlt, das Modem zu entfernen und wieder anzuschließen. Wenn man Glück hat, geht alles nach 30 Minuten wieder.

Miese Preispolitik und armselige Website-Programmierung
Zum anderen ist da die Preispolitik, die einen unangenehmen Beigeschmack hat. Hat man hier wirklich die besten Interessen des Kunden im Auge? Und wenn nicht: Ist das kluge Unternehmenspolitik in einem Markt, der immer heftiger umkämpft ist? Folgende Optionen stehen zur Verfügung:

Sonntag, 23. Januar 2011

Dublin und Berlin im Google Books Ngram Vergleich

Mit dem neu entwickelten Google Books Ngram Viewer kann man sich wunderbare Vergleiche über das geschichtliche Vorkommen aller möglichen Begriffe in der Literatur verschiedener Sprachen als Graphen anzeigen lassen. Der unten stehende Graph zeigt zum Beispiel das Vorkommen der Wörter "Berlin" und "Dublin" zwischen 1890 und 2008 in der englischsprachigen Literatur im Vergleich.

Dublin und Berlin im Google Books Ngram Vergleich

Man sieht, dass Dublin unter britischer Herrschaft in der ersten Decade des 20 Jahrhunderts in Blüte stand. W.B. Yeats hatte 1898 die "Irish Literary Theatre Society" gegründet, das Theater war populär und die internationale Weltausstellung eröffnete 1907 in Dublin. Nach dem Abwärtstrend bis in die 20er Jahre im Schaten des 1. Weltkrieges, fängt sich die Kurve, als Yeats (1923) und George Bernard Shaw (1925) den Literatur Nobelpreis zugesprochen bekommen. Ins Tal der literarischen Bedeutungslosigkeit geht es mit Dublin dann im 2. Weltkrieg. 1969 erhält Samuel Beckett den Literatur Nobelpreis. Eine mögliche Erklärung für die Auferstehung um 1970? Ende der 90er Jahre macht Irland und damit die Hauptstadt als Weltwirtschaftswunder Karriere. Die Amplitude der Kurve zu dieser Zeit deckt sich mit dem Aufkommen des Begriffes Celtic Tiger.

Berlin hat um die erste Jahrhundertwende einen noch extremeren Ausschlag, die Expressionisten sind daran nicht ganz unschuldig. Natürlich geht es mit Berlin "aufwärts" (nur im Sinne dieser Kurve), als es Zentrum zweier Weltenbrände wird. Um die 60er Jahre gibt es eine Menge Literatur, die die Nazizeit aufbereitet und dann kommen die 68er Studentenproteste. Der kleine Hügel zum Fall der Mauer, sieht jedoch, gemessen an der weltgeschichtlichen Bedeutung dieser Jahre, etwas enttäuschend aus. Aber natürlich sind meine Interpretationen hier eher erste Spekulationen.

Der Google Books Ngram Viewer ist jedenfalls ein sehr kurzweiliges kleines Tool mit riesigem Potential für die Wissenschaft. Toll sind die Links zu Google Buchsuche Resultaten unter dem Graphen. Hier kann man mehr zum Books Ngram Viewer lernen.

Samstag, 15. Januar 2011

Irelandtipps.com in tollem Smartphone-Format

Meine Kollegen von Blogger.com (siehe Blog-Artikel in Englisch) haben jetzt eine schöne Mobile-Vorlage für Smartphones programmiert, die ich natürlich sofort ausprobiere. Resultat: Dieser Blog ist jetzt auch in einem schönen Format für Android-Geräte, iPhones und alle anderen Smartphones zu lesen. Ich muss sagen, dass ich begeistert bin vom einfachen und sauberen Format, das die Navigation auf dem Blog sehr vereinfacht, ohne dabei große Kompromisse einzugehen.
Irelandtipps.com auf einem Android-Handy

Donnerstag, 13. Januar 2011

Best Irish Blogger?

Sieht so der beste Blog Irlands aus?
Laut Entertainment.ie ist ein Blog namens Ellie loves... der beste Blog der Insel. Der Untertitel ist "Musings of a Makeup Artist". Ein Blog, auf dem Ellie alles mögliche einfach nur kommentirert, vor allem Kosmetik, Mode und andere Entertainment-Produkte. Der Blog selbst hat so gut wie gar keinen Stil, nutzt einfach nur ein graues Blogger-Template mit den Default-Einstellungen. Ellie nutzt auch Labels - eine ganze Latte davon: Fast jeder Post scheint sein eigenes Label zu haben, was dann die Verwendung von Labels sinnlos macht.

Die Klientel von Entertainment.ie ist natürlich eine besondere: Sie ist eben an Entertainment und anderen seichteren Themen interessiert. Was mich jedoch wundert ist, dass vom nicht eben spektakulären Inhalt abgesehen solch ein buchstäblich grauer Blog überhaupt jemanden hinterm Ofen hervor lockt. Ich würde immer denken, dass gerade bei solchen wenig stimulierenden Inhalten wenigstens die Form aufregend sein müsste. Irgendwie ist das Ganze typisch irisch: Man vermisst jede Form von Raffinesse oder Kultiviertheit. Alles hinkt irgendwie 10 Jahre hinterher, besonders im "Irischen Internet".

Dienstag, 11. Januar 2011

Irische Tourismus Gewinne fielen 2010 um 13%

Von der Connolly Bridge in Dublin
Irlands Tourismus-Branche fuhr im letzten Jahr 4,6 Milliarden Euro Gewinn ein, das sind rund 13% weniger, als im Jahr davor. Seit 1998 waren die Einnahmen nicht mehr so gering. Die Zahl der Besucher fiel sogar um 15% auf 5,6 Millionen. Die Touristen aus Großbritannien hielten sich am stärksten zurück.

Die traditionellen B&Bs (Bed and Breakfasts) sahen sich auch aus anderen Gründen in einer Krise: Viele neue Hotelbetten machen ihnen das Geschäft streitig und nicht registrierte B&Bs, die keine Gebühren zahlten und deshalb günstigere Preise anbieten konnten, taten ihr übriges. Als Konsument muss ich jedoch auch sagen, dass die Irischen B&Bs sich oft auf ihren Lorbeeren ausruhten und horrende Preise für zum Teil furchtbare Zimmer verlangten. Durch die große Nachfrage, sahen sich viele Betreiber auch nicht in der Not, einen guten Service zu bieten oder Kulanz zu zeigen. Beispielsweise kenne ich Fälle, wo Touristen trotz bestätigter Buchung wieder weggeschickt wurden, weil das B&B überbelegt war. Aus eigener Erfahrung weiß ich von ganz traurigen Frühstücksangeboten zu berichten. Hier kann man Glück oder Pech haben.

Für dieses Jahr sind die Iren jedoch optimistisch. Umfragen zeigen, dass Irland nach wie vor ein äußerst beliebtes Ziel ist. Die Nutzer der Reiseseite Frommers.com haben Irland auf den ersten Platz der beliebtesten Ziele 2011 gewählt. Letztes Jahr war es noch Paris. Mindestens 80% aller Touristen buchen mindestens Teile ihrer Reise mittlerweile online. Außerdem sind die irischen Preise gesunken und in Großbritannien wurde die Mehrwertsteuer angehoben. Das macht Irland auch für Konsum-Kurztrips aus dem Nachbarland attraktiv.

Montag, 6. Dezember 2010

Arcade Fire besuchen Google in Dublin

Arcade Fire unterstützen Partners in Health
Régine Chassagne und Marika Anthony Shaw, zwei Mitglieder der Band Arcade Fire haben heute Google in Dublin besucht und über Partners in Health gesprochen. Diese Organisation unterstützt Menschen und Gemeinschaften in Not auf nachhaltige Weise, zur Zeit in Haiti. Es geht nicht um finanzielle Spritzen, sondern um Aufbau medizinischer und gesellschaftlicher Strukturen, um eine Gemeinschaft auf Dauer selbständig zu machen. Dabei arbeitet Partners in Health mit vielen anderen bekannten Organisationen zusammen, z.B. Ärzte ohne Grenzen. "I love that book!" rief Régine ins Auditorium. "Read it and it will change your lives!"

Der Anstoß kam übrigens durch Tracy Kidders Buch Mountains Beyond Mountains, das Régines Leben verändert habe. Erzählt wird die Geschichte von Dr. Paul Farmer, der versucht, den Armen Haitis zu helfen und dabei versucht die politischen und kulturellen Hürden zu überwinden.

Wie man im Video unten sehen kann, sind Régine und Marika keine professionellen Redner, denen es leicht fällt, die Massen durch Reden von ihrer Mission zu überzeugen. Dafür haben sie eben ihre Musik, die ja wirklich großartig ist. Pro verkauftem Ticket geht übrigens ein Euro an Partners in Health. Außerdem nutzt die Band wie nur wenige andere ihre Auftritte, um Aufmerksamkeit zu erzeugen und Hilfsorganisationen zu unterstützen.

Samstag, 4. Dezember 2010

Double Irish: Kaum Steuern für Technologieunternehmen in Irland

Zur interaktiven Grafik von Bloomberg
Die Daten-Analysten von Bloomberg haben in dem Artikel "Google 2.4% Rate Shows How $60 Billion Lost to Tax Loopholes" an einem Beispiel gezeigt, wie man mit "Double Irish" und "Dutch Sandwich" fast keine Steuern in Europa zahlen muss, wenn man seine Zentrale in Irland hat.

Und so geht es: Die Millionen, die man in Europa mit seiner Technologie verdient, werden über die irische Zentrale verbucht. Schon damit entgeht man den hohen Unternehmenssteuersätzen anderer europäischer Staaten. Die Gewinne werden allerdings fast komplett als Lizenzabgaben an eine irische Holding in den Bermudas gezahlt ("Double Irish", weil zwei irische Firmen beteiligt sind). Es entsteht also in Irland fast gar kein versteuerbarer Gewinn. Durch eine direkte Überweisung des Geldes in die Bermudas würde allerdings eine Steuer anfallen, die man dadurch umgeht, dass das Geld zuerst durch die Niederlande geschickt wird ("Dutch Sandwich"). Denn mit den Niederlanden hat Irland ein EU-Abkommen, dass Lizenzgebühren von Steuern ausnimmt.

Ich verstehe, dass jede Firma vor seinen Anteilseignern die Pflicht hat, Steuern so wie alle anderen Kosten auf legalen Wegen zu minimieren, um den Gewinn zu maximieren. Deshalb ist es eben die Pflicht des Gesetzgebers, in diesem Falle des irischen Staates, den rechtlichen Rahmen im Interesse seiner Bürger so zu gestalten, dass solche extremen Praktiken ausgeschlossen sind. Frankreich hat sich durch das oben geschilderte Beispiel zur Idee, die manche schon eine "Google-Steuer" nennen, inspirieren lassen, die das Ausnutzen solcher unausgegorenen Gesetzgebung in europäischen Staaten wie Irland durch neue Gesetzgebungen verhindern soll.

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Shannon Leaks, Irlands kleine WikiLeaks

Wikileaks logo
Auch Irland hat seine
kleinen diplomatischen Leaks
Shannon ist eine kleine Stadt am großen Fluss - auch Shannon - mit einem Flughafen: Shannon. Dort gibt's jetzt also das irische Leck von WikiLeaks. Besonders diskutiert wird eine irische Neureglung der militärischen Nutzung des Flughafens durch die Amerikaner. Diese warfen der irischen Regierung in geheimen Dossiers vor, dass sie 2006 aus wahltaktischen Gründen die militärische Nutzung stärker reglementierten. Dabei lief die irische Politik auf einem schmalen Grad zwischen der Gunst der Iren (die kein ausländisches Militär in ihrem Land mögen) und der fetten Zuverdienstmöglichkeit, die die Nutzung zu kriegerischen Zwecken bot. Auch die Abneigung der Iren gegen den israelischen Einmarsch im Libanon wurde dabei offenbar berücksichtigt. Die Amerikaner hätten auch gerne eine strengere Verfolgung von Vandalismus gesehen, der in diesem Zusammenhang von einer kleinen irischen Gruppe "Shannon Five" ausging. Das aber hätte die Regierungspartei so kurz vor der Wahl 2007 sehr unpopulär gemacht. Die Amerikaner fanden das einfach nur "bizarr". Bizarr ist es aus meiner Perspektive auch noch aus einem anderen Grund: Das ist nichts anderes, als das, was man zu diesem Thema schon 2006 in jeder Zeitung als Randnotiz lesen konnte.

Donnerstag, 25. November 2010

Die Macht der Kunden durch Social Media oder wie ich 150 € sparte

Im letzten Sommer ging ich auf eine lange Tour durch Europa und habe dazu viele meiner Sachen von Irland nach Deutschland von einer Umzugsfirma verschicken lassen. Leider war die Sendung dann um mehr als eine Woche verspätet und ich musste ohne viele meiner Sachen auf Tour gehen. Noch unangenehmer: Ich konnte nicht zu gegen sein, um die Lieferung entgegen zu nehmen. Und am allerschlimmsten: Ich bekam niemanden von der Umzugsfirma ans Telefon und wenn, bekam ich nur sehr vage Aussagen und Versprechungen, die nicht eingehalten wurden. Eine Kontaktaufnahme durch die Firma fand nicht statt. Da lief ich also, durch Prag und Budapest mit meinem Handy am Ohr und versuchte die Ankunft und Entgegennahme meiner Kartons im fernen Deutschland zu organisieren. Urlaub sieht anders aus.

So etwas kann passieren und ist kein Weltuntergang. Was mich jedoch wütend machte, war wie die Firma mit mir umging. Sie hatten ihr Geld - 500 Euro - von mir bekommen und scherten sich nicht mehr um den Service. Ich beschloss, um einen Preisnachlass zu bitten, schlug 20% vor. Ich konnte den Spott auf der anderen Seite geradezu spüren. Mir wurde z.B. vom Chef der Firma geraten, ich solle mich doch bei der Verbraucherzentrale beschweren. Nach diesem zynischen Vorschlag beschloss ich, Yelp, eine lokale Review-Website, zu nutzen, um meinen Frust zu ventilieren. Nach dem Posten meiner Geschichte, machte ich die Firma durch eine E-Mail darauf aufmerksam.

Plötzlich schrieben sie zurück, waren sehr interessiert und baten um meine Kontoverbindungen, um mir einen Preisnachlass zu geben. Ich war zufrieden und verhandelte nicht weiter, denn es ging mir um die Geste, nicht um viel Geld. Jedoch... es passierte nichts. Also schrieb ich fleißig weiter, auf Yelp, Qype, Google usw. Ich sah dabei ganz ähnliche Geschichten mit der selben Firma und wir - die Kunden - begannen auf diesen Seiten untereinander zu diskutieren und Erfahrungen auszutauschen.

Dann passierte etwas, was noch nie vorher passierte: Die Firma rief mich an. Sie sagten mir, wie sehr es ihr Geschäft bedrohen würde, dass sie vielleicht schließen müssten, wenn sie weiterhin solche negative Publicity bekämen. Sie versuchten, mich dazu zu bewegen, meine Kommentare zu entfernen. Ich sagte, dass sie lieber guten Service machen sollten, denn dann würden sie positive Reviews bekommen, die meine Kommentare relativieren würden. Am Ende boten sie mir nochmal einen Nachlass an, wenn ich nur aufhörte zu posten. Noch am selben Tag erhielt ich 150 €, das sind weit mehr als 25%. Ich machte ein tatsachengerechtes Update meiner Posts, entfernte sie jedoch nicht. Von einem Leidensgenossen auf Qype erfuhr ich, dass auch er einen erheblichen Nachlass bekam. Vor kurzem rief mich die Firma noch einmal an und bat um Entfernung. Jetzt gehe ich einfach nicht mehr ans Telefon, wenn sie anrufen - die Firma lernt nun die andere Seite kennen.

Was mich daran wirklich erfreut, ist ńicht das Geld, sondern die Tatsache, dass diese Firma sich beim nächsten Mal ganz genau überlegen wird, wie sie reagiert, wenn sie Ihren Auftrag nicht wie vereinbart ausführt. Werden sie wieder arrogant und unbekümmert sein? Ich vermute nicht. Sie werden jetzt daran denken müssen, wie gefährlich öffentlich ihr Geschäftsgebaren ist.

Außerdem fühlte es sich ungeheuer powerful an, als diese Firma, die Kunden wie Dreck behandelte, plötzlich uns Kunden hinterher bettelte. Das ist die neue Macht der Kunden durch Social Media.



Nebenbemerkung: Eine Schattenseite ist, dass Qype mit offensichtlich vorgetäuschten positiven Reviews gespammt wird: 5 überpositive Reviews an einem Tag von Nutzern, die noch nie zuvor auf Qype waren. Qype reagierte auf Nachfrage, was sie mit solchen falschen Reviews machen, gar nicht. Egal, es ist trotzdem schön zu sehen, wie das Internet eine Öffentlichkeit schafft und dadurch die Machtfrage umkehren kann.

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Die Iren beschweren sich über Google Street View...

...aber nicht wie die Deutschen. Sie beschweren sich nicht darüber, dass ihre Häuserfronten im Internet zu sehen sind, sondern dass sie dort fehlen. Die gesamte Stadt Limerick ist in Aufruhr, weil bestimmte Gebiete wie die berüchtigten Estates Ballynanty und Moyross aus, wie es bei Google heißt, "operationalen Gründen" nicht in Street View eingebunden wurden. Ich habe vor fünf Jahren einige Zeit in Limerick gelebt und finde, dass man nicht viel verpasst, wenn man nicht jede Straße sieht.

Nur die blau markierten Straßen Limericks sind in Street View sichtbar
Limericks Bewohner jedoch vermuten, dass es sich um eine diskriminierende Aktion Googles handele, denn ausgelassen wurden die benachteiligten Wohngebiete der auch als "Stab City" bekannten Stadt an der Westküste. Etwa 40% aller Messerstechreien Irlands passieren in Limerick und diese Stadt ist dreimal kleiner als Cork und zehnmal kleiner als Dublin.

Kleiner Exkurs: Limericks Gewalt kommt aus Fehden zwischen unterschiedlichen Familien. Die Hauptrivalen waren erst die Kellys gegen die McCarthys und später die Ryans gegen die Collopys. Michael Kelly, der Pate der Kellys, ein verurteilter Einbrecher, Gewalttäter und mutmaßlicher Mörder, wurde von den Limericks 1999 als "Alderman" in den City Council gewählt, nachdem er beinahe bürgerlich eine Security Firma aufgezogen hatte. 2004 starb er an einer Schusswunde am Kopf, die er sich möglicherweise selbst besorgt hatte. Die heiße Phase der Familienfehden umfasst die letzten 25 Jahre. Inzwischen geht es natürlich vor allem um Prostitution (es gibt einige Bordelle, Topless-Massage-Salons und sogar eine Fetisch- und Folterkammer) und Drogen.

Die geschäftsführende Familie, die Keanes, sind ursprünglich Kohlenhändler. Mutter, der Mann mit dem Koks ist da. Von Limerick aus versorgten sie Clare, Galway, Kerry, Cork und Tipperary. Erst seit den Gewaltausbrüchen vor einigen Jahren, als man in Limerick begann, mit AK47-Maschinengewehren aufeinander zu schießen, ist die Drogenszene zu einem liberaleren Markt geworden.

Das familiäre Augen- und Zähnezählen geht derweil auf allen Seiten weiter. Wenn sich zwei Kinder gegenseitig auf dem Schulhof anrotzen, dann kloppen sich die Mamas und Papas abends im Pub die Rüben ein. Nachts geht man mit dem Hurling-Stock bewaffnet und schlägt die Autoscheiben des Nachbarn kaputt. Man hat einen angeschliffen Schraubenzieher in der Tasche, der notfalls gut ins Fleisch dringt. Man fährt mit dem Auto vor das Haus des Nachbarn und schießt die Scheiben mit Schrot ein. Irgendwann läuft man sich im Pub über den Weg, reizt sich gegenseitig und sticht sich ab. Dann kommt man in den Knast. Hier gehen die Fehden weiter, nur sind jetzt die geografischen Faktoren wichtig. Wer aus Cork kommt, traut niemandem aus Limerick und umgekehrt. Nur wenn es gegen die Jungs aus Dublin geht (oder gegen die Justiz - keiner sagt gegen die gegnerische Familie aus), wird man sich einig.

Vielleicht hat sich der Fahrer von Google einfach nicht ins nachbarschaftliche Kriegsgebiet getraut.

Samstag, 2. Oktober 2010

Google Street View in Irland

Endlich ist Google Street View auch in Irland verfügbar! Meine Nachbarn aus Dun Laoghaire haben sich gleich zünftig in Position geworfen, als der Kamerawagen um die Ecke bog. Hier das Resultat:


Street View kann aber auch für Touristen nützlich sein, z.B. um sich schon einmal das Hotel ankucken zu können, bevor man bucht. Oder für Leute die nach Irland ziehen und auf der Wohnungssuche schon mal vorher einen EIndruck von der Gegend zu gewinnen. im Ballinteer Drive in Dun Laoghaire-Rathdown würde ich wahrscheinlich lieber nichts kaufen oder mieten. Inzwischen sind wesentliche Körperteile der beiden Nachbarn übrigens vom Google Support Team verpixelt worden.

Montag, 24. Mai 2010

Illegale Downloads werden von Eircom verfolgt und mit Entzug bestraft

Eircom, Irlands größter Internet-Provider hat sich mit der Musikindustrie (EMI, Sony, Universal und Warner) darauf geeinigt, jenen seiner 750000 Kunden, die 3 Mal beim File-Sharing erwischt werden, das Internet für 7 Tage abzuschalten. Nach der vierten Warnung ist dann für ein Jahr Schluss mit Internet. Damit ist Irland das erste Land der Welt mit solch einer Maßnahme. Möglich wurde das, weil Irlands Hohes Gericht urteilte, dass IP-Adressen keine persönliche Information darstelle. Eircom nutzt den Service von Dtecnet, um die Sünder ausfindig zu machen. Mit UPC steht bereits der nächste irische Anbieter vor Gericht. UPC zeigt sich bis jetzt widerständig.

Sonntag, 23. Mai 2010

Versehentlich aufgezeichnete Google Daten in Irland zerstört

Am letzten Wochenende trafen sich Google Ireland LTD und die Irish Data Protection Authority vertreten durch die  iSEC, um die Daten zu löschen, die beim Herumfahren der Street-View-Autos in Irland versehentlich mit aufgezeichnet wurden. Dazu wurden zuvor alle Daten auf vier Hard Drives geladen und in Ordner je nach Herkunftsland aufgeteilt. Auf weiteren Hard Drives richtete die iSEC zwei verschlüsselte Ordner ein, in die alle bis auf die irischen Daten kopiert wurden. Dann wurden die originalen Drives, d.h. alle irischen Daten, unter Zeugen unwiederbringlich zerstört (siehe Original-Dokument der iSEC). Es bleibt spannend, was mit den Daten aus dem Rest Europas geschehen wird. Einige Länder wie Deutschland stellen ganz andere Ansprüche, als die irischen Behörden.

Donnerstag, 29. April 2010

Irelands beliebteste Firmen

Google ist die in Irland angesehenste und am meisten respektierte Firma, so die Ranking-Firma Corporate Reputations. Auf den weiteren Plätzen finden sich Kellog's, BMW, Marks & Spencer, Nokia und Apple. Auf Platz 7 folgt die Irish Times als erste wirklich irische Firma in der Liste. Bewertet werden Faktoren wie die Qualität der Produkte und des Services, die Innovationsfreude, aber auch der faire Umgang mit den Angestellten und die Öffentlichkeitsarbeit.

Interessant fand ich die Frage, ob ein Wirtschaftssektor uns hilft oder schadet. Computer, Autoindustrie und Konsumgüter kamen als besonders hilfreich herüber, während Banken, Luftfahrtgesellschaften und Telekommunikation am bösen Ende der Skala angesiedelt sind.

Hier ist ein PDF-Dokument mit detaillierter Beschreibung der Vorgehensweise.

Sonntag, 24. Januar 2010

Irish Broadband II (immer noch haha)

Im Flugzeug hatte ich mir ein Buch von einem Kollegen geborgt: Ship of Fools. Ein Kapitel war überschrieben mit Ireland Off-Line. Ich habe mich oft geragt, warum dieses Land so unglaublich rückständig ist, dass man nicht einmal Broadband haben kann, wenn man nicht in einem der Business-Parks wohnt, wo Microsoft und Google ihre Geschäfte machen. 


Interessanterweise war es Ende der 90er Jahre erklärtes Ziel, überall in Irland 5 MB Broadband zur Verfügung zu stellen. Zu etwa derselben Zeit wurde dann die bisher staatliche Telekommunikationsfirma Eircom privatisiert. Die etwa 4 Milliarden Euro, die für das Broadband hätten investiert werden sollen, wurden in der Folge durch verschiedenste Investmentfirmen aus Eircom herausgemolken und an verschiedenste Interessengruppen wie Shareholder etc. verteilt. Im Gegenzug häufte Eircom einen Berg Schulden an, weil die verschiedensten Investmentfirmen das Budget mit dem jeweilig für den Kauf bezahlten Betrag belasteten. Hinzu kamen noch einige Milliarden Steuereinnahmen, die für Wahlcomputer und Behördensoftware verbrannt wurden. Weder diverse Software-Lösungen für Polizei oder Gesundheitswesen kamen zum Einsatz, noch die Wahlmaschinen. 


Dank der Eircom-Privatisierung und diverser anderer marktwirtschaftlicher Genie-Streiche surfe ich zu Hause immer noch mit Modem-Geschwindigkeit. Naja - für E-Mails und Blog-Posts reicht's ja.

Freitag, 30. Oktober 2009

Google Data Center

Heute war ich in einem der Irischen Data Center von Google. Wie bei den meisten dieser Einrichtungen, ist der Standort geheim und ich konnte dem Taxi-Fahrer nicht einmal genau sagen, wo ich hinwollte. Von außen sieht es aus, wie eine stinknormale Lagerhalle. Wenn man genauer hinsieht, fallen einem vielleicht die massiven Leitungen auf, die Ventilatoren und Rohre. Security wird beim Eintritt in diese Einrichtung natürlich sehr ernst genommen.

Der Angestellte, der mich herumführte - nennen wir ihn Bob - hatte den typischen Charme eines superintelligenten Geeks: Schräger Humor und sehr eigenartige Interessen. Über 30 Minuten lang zeigte er mir Mother Boards und wie sie zusammengeschraubt wurden, wie die Kühler angelegt sind und wo genau was gespeichert wird.

In einem Data Center werden also Daten gespeichert, Datenverkehr geregelt und im Grunde gehen alle möglichen Anfragen, sei es bei E-Mail-Services oder bei Suchafragen durch diese Center. Da ich ja auch beruflich damit zu tun habe und einer der ersten in der Firma bin, der mitkriegt, wenn es irgendwo eine Panne gibt, war es für mich natürlich sehr interessant. Am eindrucksvollsten war vielleicht die Einsicht, dass so ein virtueller Vorgang, wie ein Zugriff aufs E-Mail-Konto oder eine Suchanfrage letztlich doch auf sehr physische Vorgänge zurückzuführen ist. Da muss gekühlt werden, Server ausgewechselt und gewartet, Stecker rein- und rausgezogen werden und so weiter. Der Aufwand an Energie schien mir gewaltig. Und das obwohl unsere Data Center weltweit als äußerst effizient gelten (siehe auch Video unten). Googles Motto hier ist: Energieeffiziente Data Center schonen nicht nur die Umwelt, sie sparen auch eine Menge Geld.

Freitag, 23. Oktober 2009

Google expandiert in Dublin - "Out of Recession"

Nach den letzten Quartalszahlen von Google (7% Plus) hat mein Chef Eric Schmidt jetzt gesagt, dass Google verstärkt in Irland investieren wird. "And that's a fact!" Wer also noch auf der Suche nach einem guten Job in Deutschland, Polen oder Irland ist und die richtigen Vorraussetzungen mitbringt, kann sich gerne bei mir per Comment melden. Egal, ob Manager, Anfänger, Programmierer, Verkäufer oder Community Support Leute - alle haben eine Chance. Also, sagt Bescheid, ich kann da ganz sicher ein gutes Wort für euch einlegen und die Sache beschleunigen.

Montag, 7. September 2009

Dublin in 3D



Wer mehr von Dublin in 3D sehen will, kann in SketchUp nach Dublin suchen und sich die nachgebaute Stadt dann z.B. in Google Earth ansehen.