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Im Mai 2011 bin ich nach 6 Jahren in Irland zurück nach Deutschland gezogen und habe diesen Blog eingestellt. Mein neuer Blog heißt Geist und Gegenwart und ist unter www.geistundgegenwart.de zu erreichen.
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Mittwoch, 9. März 2011

Organisiertes Verbrechen: Gangs of Dublin

Irische Gangster im Film (1998)
Dublin hat den Ruf, eine Stadt zu sein, in der nicht die Polizei das organisierte Verbrechen bekämpft, sondern in der sich die Gangmitglieder auf traditionelle gälische Art gegenseitig dezimieren. Schon die Wikinger zeigten sich im 10. Jahrhundert beeindruckt davon, dass die Iren sich lieber gegenseitig bekämpften, als gemeinsam gegen die neuen Eindringlinge vorzugehen.

Mindestens 17 Gangs - beziehungsweise Familien - soll es beispielsweise in Dublin geben. Seit 1998 wurden nur 23 Mörder verurteilt, aber rund 200 Morde in der irischen Szene begangen. Die Polizei hatte einerseits nie die Mittel und andererseits erspart sich das Land alle möglichen Kosten bei der Polizei, den Gerichten und dem Strafvollzug. Speziell in den Neunzigern blühte der Drogenhandel und die Bosse wussten nicht wohin mit dem ganzen Geld. Ohne Scheu vor der Öffentlichkeit kauften sie riesige Villen, Ländereien und Pferderennställe. Wenn mal jemand für ein paar Jahre in den Knast kam, ging es danach gleich weiter mit der Karriere oder man setzte sich ab in die Karibik. Die Gewinnspanne lag bei 800% und die einzigen Feinde waren die anderen Familien, die das gleiche Business betrieben.

Illustre Gangster wie The General Martin Cahill wurden legendär und kontrollierten den Handel von Heroin, Koks und Canabis in Dublin. Cahill, ein Familienvater und Taubenzüchter, der keinen Alkohol trank und keine Drogen konsumierte, wurde 1994 auf offener Straße angeblich von der IRA erschossen, da er die sonst übliche Kooperation mit dieser Organisation verweigerte. Cahill galt vielen als eine Art Robin Hood, war in Wirklichkeit jedoch ein brutal folternder Mörder, der seinen Rivalen gerne mal Nägel durch die Hände schlug oder die Ohren abschneiden ließ.

Der Welle der Gewalt in den Neunzigern folgten einige kurzfristige Erfolge, da man durch das neu gegründete Criminal Assets Bureau lernte, nicht die Gangster als Personen zu bekämpfen, sondern ihnen Geld und Besitz nahm. Daraufhin passte sich die Szene an und wurde dezenter und unauffälliger. Gelder wurden außer Landes gebracht oder gewaschen und nicht einfach auf den Kopp gekloppt.

Der irische Canabis-Handel soll mittlerweile in vietnamesischer Hand sein. Die Rezession half mit der Bereitstellung von billigen Mietshäusern, die in Gewächshäuser umgewandelt werden, sodass man günstig hochpotente Pflanzen vor Ort anbauen kann und sich den teuren und riskanten Schmuggel über das Meer erspart. Die Canabis-Szene ist im Moment eher gewaltfrei, Experten gehen jedoch davon aus, dass die wachsenden Gewinnspannen auch die irischen Familien anziehen wird - mit den absehbaren Folgen für die Vietnamesen.

Sonntag, 25. Oktober 2009

Away We Go


Darsteller: John Krasinski (Burt), Maya Rudolf (Verona), Carmen Ejogo (Grace), Jeff Daniels (Jerry), Catherine O'Hara (Gloria), Allison Janney (Lily), Maggie Gyllenhaal (LN), Melanie Lynskey (Munch ), Chris Messina (Tom) ...

Ein paar Monate nach dem Revolutionary Road herauskam, hat Sam Mendes sehr leise einen anderen Film veröffentlicht, geschrieben von Autor Dave Eggers und seine Frau Vendela Vida.

Auch diese Geschichte handelt von einem Paar (sie erwarten ihr erstes Kind), aber es geht zur Abwechslung mal ganz gut und der Films bekommt einen leichten Ton. Burt und Verona sind auf der Suche nach dem Gleichgewicht, das eintreten würde, sobald sie die richtige Stadt gefunden haben, ein Ort, der sie und ihr Kind glücklich machen soll. Verona ist im sechsten Monat schwanger, als die Reise beginnt. Sie reisen nach Tucson, Arizona, nach Montreal in Kanada und Miami in Florida, wo sie auf der Suche nach Hilfe und dem perfekten Ort Freunde, Ex-Kollegen und Geschwister aufsuchen. Als sie sich mit den krassen Macken und Problemen all der Leute, von denen sie eigentlich Hilfe erwartet hatten, konfrontiert sehen, wird ihre Auswahl immer schwieriger.

Der Film ist äußerst sympathisch und wir amüsieren uns köstlich im Kino. Die Schauspieler wie John Krasinski, den man aus der US-Version der Serie The Office kennt und Maya Rodulf sind liebenswert und chronisch lustig. Vor allem der Teil mit Maggie Gyllenhaal ist unglaublich komisch. Sie und ihr Mann sind als Mega-Hippies Mitglieder der SSS-Bewegung: kein Zucker, keine Trennung, keine Kinderwagen (no Sugar, no Seperation, no Stroller). Dieser Grundsatz gilt auch für die Erziehung ihrer Kinder, die selbst beim Sex der Eltern dabei sind, natürlich keinen Zucker bekommen und nicht im Kinderwagen fahren dürfen. Als Burt und Verena schließlich die Schnauze voll haben und den kleinen Sohn von der beiden zu dessen nie gekannten Vergnügen im Kinderwagen durch die Gegend rasen lassen, haben wir uns vor lachen kaum noch eingekriegt.

Post von Cécile

Montag, 5. Oktober 2009

Grizzly Man von Werner Herzog

Gestern sahen wir den Film Grizzly Man von Werner Herzog. Ich war schon immer ein Fan von Herzog. Besonders seine Naturfilme sind beeindruckend, poetisch aber auch mit der Distanz des Kulturmenschen gedreht. In Grizzly Man geht es um Timothy Treadwell, der seine Sommer immer wieder in Alaska zusammen mit den Grizzly Bären verbrachte, bis er und seine Freundin schließlich im Herbst 2003 von einem seiner hungrigen Freunde gefressen wurde (siehe Skizze links). Der Film ist ein ergreifendes Dokument und zeigt auch, was aus einem wird, wenn man sich allein in die Natur begibt. Man wird zum albernen Kind. Ich kenne das von meinen Trips in den Pyrenäen oder nach Dänemark. Wenn es dort auch nicht so gefährlich war. Verrückt wird man doch. Ich erinnere mich zum Beispiel, wie ich im April ganz allein auf einem Zelztplatz in Dänemark in meinem Zelt lag und vor Ergriffenheit und Trauer wegen der Zerstörung der Natur anfing zu weinen. Es ist komisch, was mit einem so passiert. Wieviel verrückter muss es sein, wenn man alleine mit Bären in Alaska ist? Der Film hat mich natürlich auch an Sean Penns Into the Wild erinnert. Warum müssen diese Abenteur immer tödlich enden?

Montag, 21. September 2009

Funny People, Judd Apatow (2009)

Darsteller: Adam Sandler (George Simmons), Seth Rogen (Ira Wright), Leslie Mann (Laura), Eric Bana (Clarke), Jonah Hill (Leo Koenig), Jason Schwartzman (Mark Taylor Jackson), Aubrey Plaza (Daisy), Maude Apatow (Mable), Iris Apatow (Ingrid), RZA (Chuck)...


Wir haben den neuen Film von Judd Apatow gesehn. Funny People beschließt die Trilogie in der es mit The 40 Year Old Virgin um das Ende der Adoleszenz und die Entdeckung der Sexualität, mit Knocked Up um das Erwachsenwerden und die Vaterschaft und nun um das Reifen und Sterben geht.

Apatow schrieb und produzierte die besten amerikanischen Komödien der letzten Jahre: Walk Hard, You Don't Mess with the Zohan; Anchorman: The Legend of Ron Burgundy, Talladega Nights: The Ballad of Ricky Bobby, Step Brothers, Pineapple Express und Forgetting Sarah Marshall.

Seine Filme sind in der Regel nicht nur lustig, sondern auch überraschend persönlich. In Funny People spielen seine Frau (Leslie Mann) und seine Töchter die perfekte Familie von George Simmons (Adam Sandler), ein Stand-up-Comedian und erfolgreicher Schauspieler, der entdeckt, dass er Krebs hat und nun bald sterben soll.

Der Film enthält viele gute Momente, allerdings fand ich den Film ein bisschen zu lang (2:30). Als ob man kein Ende finden konnte. Auch war der zweite Teil ein wenig kitschig und hatte nicht die Dynamik des ersten Teils des Films.

Großartig ist die Szene zu Beginn des Films, wo wir sehen, wie Adam Sandler Telefonstreiche spielt und dabei von Apatow auf Amateur-Video gefilmt wird. Das ist übrigens authentisch und aus der Zeit, als sich die beiden eine Wohnung geteilt haben.

Post von Cécile

Sonntag, 20. September 2009

Tee, Salat, ein Sandwich und ein Film im IFI: Away We Go

Das IFI (Irish Film Institute) befindet sich in der Innenstadt Dublins, in Tempelbar. Und es ist oft ein Ort der Ruhe, ein Platz, an dem sich nicht Hinz und Kunz und die gesammelte Touristenschar versammeln. Im Café gibt es Tee, der ganz OK ist, Kuchen, Salate, Burger, gutes Bier usw. Alles ganz gemütlich und nicht zu teuer. Am wichtigsten jedoch: Hier kann man Filme sehen, die nicht unbedingt in großen Kinos kommen oder Festivals, thematisch oder nach Kulturnationen oder Genres ausgerichtet. So haben wir hier z.B. schon Deutsche, Französische und Irische Filmfeste gesehen oder auch Beiträge aus einem Fantasy Filmfest. Das IFI bietet Mitgliedschaften an, die einem dann den Besuch von Premieren gestatten, günstigere Ticketpreise und andere Vorteile bieten. Am schönsten ist jedoch, dass man sich Filme ansehen kann, ohne die Horden von gackernden Teenagern um sich herum ertragen zu müssen, wie es in den Multiplex-Kinos unweigerlich der Fall ist. Gestern haben wir den Film Away We Go gesehen. Der Film ist von Sam Mendes, der auch einen meiner ewigen Lieblingsfilme American Beauty gemacht hat. Away We Go war jetzt nicht so ein Genie-Streich. Aber es ist ein unterhaltsamer und sympathischer Film mit vielen interessanten Ideen. Die Schauspieler allen voran John Krasinski (bekannt aus der amerikanischen TV-Serie The Office) und Maya Rudolph sind absolut liebenswert, hauen einen aber auch nicht vom Hocker. Insgesamt ein guter Film, den man sich zu Hause ansehen sollte, wenn man wieder mal glaubt, dass man selber ein Fuck Up ist, während alle Menschen um einen herum erfolgreich sind. Denn das stimmt einfach nicht.

Irish Film Institute
6 Eustace Street, Dublin 2
Cinema Box Office: 01 679 3477

Montag, 7. September 2009

Inglourious Basterds von Quentin Tarantino (2009)

Darsteller: Brad Pitt (Lieutenant Aldo Raine), Christoph Waltz (Oberst Hans Landa), Mélanie Laurent (Shosanna Dreyfus), Eli Roth (Sergeant Donny Donowitz), Diane Kruger (Bridget von Hammersmark), Michael Fassbender (Lt. Archie Hicox) Daniel Brühl (Pvt Fredrick Zoller), Til Schweiger (Sgt. Hugo Stiglitz) ...
Wir sind in einem Tarantino-Film! Die Typografie eines jeden Namenszuges im Vorspann, verweist je auf einen anderen Film. Zum Beispiel auf "Der Pate". Außerdem wird natürlich das Kino ansich wieder thematisiert: Einer der wichtigsten Standorte ist das Pariser Kino "Gamaar", wo der letzte Film von Joseph Goebbels in Anwesenheit von Adolf Hitler gezeigt wird.

Was den Film selbst angeht, waren unsere Erwartung hoch - wir sind unverbesserliche Tarantino-Fans. Wir wurden nicht enttäuscht. Genuss, Spaß, Lustig, das sind die Adjektive, die den Sinn kommen. Sind wir wirklich objektiv? Ich bin nicht sicher, aber nach allem, who cares! Der Film ist in Kapitel unterteilt und bringt abwechselnd Spannung, Gewalt und schwarzen Humor - oder eben auch alles zusammen und durcheinander. Um nur ein paar Szenen zu nennen:

Ich habe keine Rezensionen gelesen, aber wenn ich einen Schritt zurück mache, würde ich sagen, dass dieser Film nicht als "tarantinoesk" zu bezeichnen ist. Obwohl sich alle von Tarantinos Obsessionen (z.B. Füße) in Inglourious Basterds wiederfinden, ist der Film für "Nicht-Fans" viel leichter zugänglich, als zum Beispiel Death Proof. Die Anwesenheit von Brad Pitt in den Credits gibt es wahrscheinlich kein Zufall. Das spiegelt sich auch in der Star-Besetzung Brad Pitts, der im Vergleich zu Kurt Russell (der seine Zeit in den 80ern hatte) doch eher Mainstream ist.

Eigentlich muss ich mich mir gleich selbst widersprechen. Brad Pitt ist nicht wirklich der Star im Film. Während er im Mittelpunkt der Show steht, hat er doch etwa genausoviel Zeit wie der schreckliche Nazi-Oberst Christoph Waltz (oder weniger: ich habe nicht gemessen). Auch Daniel Brühl hat als einfacher Soldat, dann Instrument der NS-Propaganda und Stolz der Nation eine große Rolle. Überhaupt ist es eindeutig ein Ensemble Film, der auf seine Akteure angewiesen ist.

Und weil ich Anekdoten liebe und dieser Film voll davon ist, gibts hier eine unvollständige Liste:
  • Tarantino wollte sowohl ein Kriegsfilm als auch einen Spaghetti-Western drehen. Er wollte ihm den Titel "Once Upon a Time in Nazi-Occupied France" geben. Das wurde schließlich der Titel des ersten Kapitels.
  • Die Rolle von Francesca Mondino wurde speziell für die Schauspielerin Julie Dreyfus geschrieben, die bereits in Kill Bill spielte.
  • Leonardo DiCaprio war die erste Wahl zur Rolle des Oberst Hans Landa, aber Quentin Tarantino hat schließlich beschlossen, dass besser ein deutscher Schauspieler diesen Charakter spielen sollte.
  • Der Titel hat Rechtschreibfehler, aber Tarantino erklärt nicht, warum.
  • Der Film wurde vom italienischen Film The Inglorious Bastards von Enzo G. Castellari (1978) inspiriert. Auch hier geht es um eine Gruppe amerikanischer Soldaten, die hinter den feindlichen Linien Verwüstung anrichtet.
Post von Cécile

Montag, 13. Juli 2009

Public Enemies von Michael Mann mit Johnny Depp, Marion Cotillard und Christian Bale


Gestern waren wir im Kino und haben Public Enemies gesehen. Ein Film von Michael Mann mit Johnny Depp, Marionne Cotillard und Christian Bale. Der Film spielt in Chicago in den dreißiger Jahren. Die Geschichte selbst ist nicht sehr ungewöhnlich: Bulle jagt Mafiosi und die Frau steht zwischen drin. Kennt man alles. Ungewöhnlich ist, wie der Film gedreht wurde, wie die Schauspieler spielen, die Kamera sich bewegt und wie das Filmmaterial alles ans Licht bringt. Michael Mann verwendete eine HD-Videokamera, die er den Schauspielern quasi unter die Nase hielt. Immer ganz dicht dran, sehr beweglich, wie eine Handkamera. Statt Kino-Leinwand gab es Video-Format, wie man es auch auf YouTube findet, nur tausendmal größer. In den Gesichtern sah man jede Falte und Pore. Niemand sah richtig gut aus, aber alles kam sehr authentisch rüber. Es wird viel geschossen und auch hier, beim Einschlaggeräusch und den Wunden, wurde sehr auch Echtheit geachtet. Besonders beachtlich fand ich die Detailtreue, der man den Geschoss-Austrittswunden angedeihen lies. Fazit: Trotz der nicht sehr originellen Story war es ein packender Film, mit einer sehr authentischen Ästhetik.

Sonntag, 8. März 2009

Rachel Getting Merried (Jonathan Demmi)

Ein versucht europäisch angelegtes Familien-Drama im Dogma-Stil vom US-Regisseur Jonathan Demmi (z.B. auch Silence of the Lambs), in dem es um Drogensucht, einen tragischen Unfall in der Familie, bei dem der kleine Bruder ertrank, und die Hochzeit einer Schwester ging. Es war hart, ein Interesse für die Handlung und die Charaktere zu entwickeln. Aber nach 3/4 des Films rangen wir uns dann durch, ihn doch zu Ende zu schauen. Keine Meisterleistung.

Freitag, 27. Februar 2009

Fincher: The Curious Case of Benjamin Button (Brad Pitt and Cate Blanchett)

Benjamin Button war gut, besser als ich dachte. Obwohl ich in der Mitte - nachdem ich mein Bier ausgetrunken hatte - ein kleines Schläfchen einlegen musste. Mein Gott, ich werde alt. Aber Buttons Geschichte, in der er alt geboren wird und durch die Jahre immer jünger wird, war faszinierend erzählt. Ähnlich wie Forrest Gump erlaubt so eine Geschichte natürlich das Ineinandernähen von zahlreichen historischen Geschehnissen, aber auch die alltagsphilosophische Reflexion über Zeit, Tod, Liebe, Alter, Jugend und das Leben überhaupt. Etwas nervig war die Rahmenhandlung, die 2007 in einem Krankenhaus in New Orleans spielte. Hier eben lag die Erzählerin der Geschichte im Sterben. Das war nur mäßig interessant und ziemlich unnötig. Der Film hätte ohne diesen Rahmen vielleicht um ein Viertel gekürzt werden können. Aber egal, die Zeit war gut investiert. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und der Film schwingt sogar nocht etwas mit einem mit, wenn man das Kino verlässt. Denn die Bilder waren wirklich gekonnt inszeniert.

Tarantino: Inglorious Basterds (2009)

Montag, 19. Januar 2009

Willkommen bei den Ch'tis von Dany Boon mit Kad Merad

Wenn ihr diesen Film noch nicht gesehen haben solltet, dann rein ins Kino. Sofort! Am besten in Französisch mit deutschen Untertiteln. Flasche Bier, was zum Knabbern und dann weggehauen vor Lachen! Es war mit Sicherheit das lustigste Kinoerlebnis der letzten zwei Jahre. Wer die Franzosen etwas kennt, kann sicher noch mehr lachen. In so vielen kleinen Dingen habe ich meine Freundin und ihre Familie wiedererkannt. Aber auch ohne das, macht er unendlich Spaß. Schon durch seine Situationskomik und die Kombination aus passgenauem Erzählen und identifizierbaren Figuren. Dieser Film ist eine ganz große Lehrstunde für das deutsche Möchtegern-Kino, dass ja angeblich dauernd zurückkommt und dann doch nur langweilt.

Burn After Reading von den Coen Brüdern mit George Clooney, Frances McDormand, John Malkovich, Brad Pitt

Ich bin ein Fan der Coen Brothers und habe die meisten ihrer DVDs. No Country for Old Men ist eine Art Altar des Films für mich. O Brother where art thou ist große Gesamtkunst und The Man who wasn't there ist unglaublich faszinierend. All das kann ich von Burn After Reading nicht sagen. Vielleicht muss ich es auch erst noch einmal sehen. Ich fand's etwas flach und albern. Trotzdem habe ich natürlich meinen Spaß gehabt. Und das ist vielleicht schon alles, was man manchmal erwarten kann.

The Wrestler von Darren Aronofsky mit Mickey Rourke

Dieser Film war es Wert, ins Kino zu gehen. Rourke ist Spitze und stellt den abgehalfterten Wrestler in all seinen Facetten dar. Es ist ein trauriges Leben, das einen befallen kann, wenn man seine Jugend konsequent im Hier und Jetzt verbringt und dabei das unweigerlich kommende Alter und seine Bedürftikeiten aus den Augen verliert. Clint Eastwood hat solche Themen auch angefasst, aber da ging es eher um die Schwäche, die sich über einen stülpt und ihren Ausgleich in einer Art Weisheit findet. Bei de Niro und Nicholson ist es nur noch albern. Bei dem Wrestler ist es existentiell. Hier geht es um Leben und Tod. Viel hat er nicht in seinem Leben, keine Familie, kein Zuhause, nichts materielles. Eigentlich hat er nur die Show, ohne die ist er tot. Für sie tut er alles, er kann nichts anderes als Kämpfen. Es ist ein trauriger Film, der die Unabänderlichkeiten nicht verherrlicht, sondern sie knallhart zeigt. Es geht uns allen am Ende so. Wir gehen wie wir kommen: strampelnd und schreiend. Irgendwie hat auch der Wrestler seine Würde wieder, weil er weiß, was er tut. Er weiß, dass er geht und dass es nicht gut aussieht. Persönlich würde ich es lieber machen, wie Clint Eastwood, ehrlicher und weniger geschönt ist sicher, was uns Mickey Rourke zeigt.

Medienwandel

Lange ist's her, dass ich hier etwas geschrieben habe und das liegt an mehreren Dingen, zusammengefasst: Ich bin nicht mehr so oft ins Kino gegangen. Daran ist das schlechte Wetter Schuld, der lange Weg in die Stadt und das verdammte Internet. Ich gebe es zu, ich sehe immer mehr Filme zu Hause, einfach, weil sie so hereinflattern. Natürlich gibt es immer noch Filme, die man nur im Kino wirklich genießen kann. Aber beispielsweise die neuen Woody Allan Filme (und ich bin ein Fan) kann man auch zu Hause sehen. Und genau das habe ich nun viel zu oft getan.

Die letzten Kino-Filme, an die ich mich noch erinnern kann, waren Burn after Reading (Oktober), Wilkommen bei den Sti (Dezember) und The Wrestler (Januar).

Sonntag, 27. Juli 2008

Batman - The Dark Knight (Christopher Nolan)

Am Freitag Abend hatten wir Nolans Batman Begins auf DVD gesehen, weil wir am Samstag The Dark Knight sehen wollten. Dabei sind wir fast eingeschlafen. Das liegt sicherlich auch daran, dass so ein Film auf einem Lap-Top-Screen nicht richtig gut rüberkommt. Zum anderen lag es aber auch daran, dass einfach zu viel gequatscht wurde, zu viel erklärt. So ein Action-Super-Hero-Movie soll uns doch einfach gedankenlose Action bringen, so dachte ich, und nichts erklären.

Dann in The Dark Knight wurde alles besser: 1. war es knallharte Action und 2. wurde eine ganze Menge philosophische Grundierung mitgeliefert, in einer überaus erfrischenden Art und Weise vor allem durch den Joker. Heath Ledger war ohnehin der Höhepunkt in der Besetzungliste, Christian Bale mag ich auch, den Rest ist nicht so der Hammer, besonders das Batman-Girl kann man vergessen und natürlich muss auch der beknackte Morgan Freeman eine Art Q spielen. Die Philosophie beschränkt sich im Wesentlichen auf moralische Spieltheorie und vor allem das ewige Das-Gute-gegen-das-Böse-Thema, das aber ganz geschickt und ergötzlich gemacht. Irgendwie drängt sich auch der Vergleich mit dem Terrorismus auf, aber all das ist natürlich subjektiv ausblenbar. Man kann sich den Film auch einfach wegen der guten Action-Szenen ansehen, besonder die Verfolgungsjagden mit diversen Gefährten sind spannend. Die Charaktere, ihre Entscheidungen (z.B. Batmans Entscheidung gegen die Liebe und für den Nachfolger) und Eigenarten sind gut geschrieben. Alles in allem eine gute Unterhaltung über 2,5 Stunden.

La Graine et le Mulet

Interessanter süd-französischer Film, der mir wieder gezeigt hat, wie unterschiedlich die Mentalitäten in Europa sein können und warum es auch daher oft schwierig im Leben und der Liebe miteinander sein kann. Hafsia Herzi spielt ihre Rolle super. Kein oberflächlich mitreißender Film, mit einigen Längen, die mir ab und zu auch akustisch sehr auf die Nerven gegangen sind. Trotzdem hat er sich in mein Gedächtnis gespielt.

Sonntag, 27. April 2008

Persepolis (Vincent Paronnaud, Marjane Satrapi)

Der Kinofilm Persepolis (der Name der Hauptstadt des antiken Perserreichs), den wir gestern sahen, war etwas enttäuschend. Es geht um ein Mädchen, das als Kind all die Wirren im Iran der 70ger und 80ger Jahre mitmacht, nach Österreich und schließlich nach Frankreich zieht. Ich fand erst schon einmal den Ansatz problematisch: dieses Mädchen kommt aus einer der wenigen reichen und privilegierten Familien, die es sich leisten konnten, ihre Kinder auf ausländische Schulen zu schicken und ihnen damit wenigstens zum Teil die Einschränkungen und sogar Grausamkeiten des eigenen Landes zu ersparen. Die Erzählerin hingegen schildert ihr eigenes Leben aus einer Märtyrer-Perspektive und mit einer unangebrachten Gewissheit, dass ihre Geschichte irgendwie interessanter wäre, als ein Artikel in einem Geschichtsbuch. Wenn die Geschichte von ihrer von sich eingenommenen Heldin abstrahierte, war es genau das: wenig unterhaltsamer Geschichtsunterricht. Und wenn die Geschichte sich um dieses Mädchen drehte, dann war es einfach nur ärgerlich mitanzusehen, wie eingeschränt ihre Selbstwahrnehmung ist. Z.B.: Ihre Eltern schicken sie auf ein französisches Eliteinternat in Wien und alles was sie dazu erzählt, läuft am Ende darauf hinaus, wie dumm die Österreicher sind, wie bescheuert das Leben dort ist und dass sich niemand so richtig um ihre Herkunft und Erlebnisse schert. Das war mir für eine autobiographische Erzählung, die Themen wie Demokratie und Geschlechterrollen thematisieren wollte, etwas zu wenig reflektiert. Entweder die Geschichte hätte aus einer ganz anderen Perspektive erzählt werden müssen oder die Erzählerin und Heldin hätte sich mal in Relation zu den anderen, weniger glücklichen Altersgenossinin ihres Landes setzen können. Was sicher auch nicht weiter half, war dass wir den Film in der amerikanisch vertonten Fassung sahen. Die Iraner, die mit einem amerikanischem Englisch redeten, waren nicht sehr überzeugend. Was man dem Film zugute halten sollte, ist, dass er Menschen (oder eben Comicfiguren, die Menschen darstellen) und ihren Alltag zeigt, so dass wir verstehen, dass es sich nicht um eine homogene Masse von Islamisten oder sonstwie stereotypisierte Isten handelt, sondern eben um Individuen.

Sonntag, 2. März 2008

Before the devil knows you're dead (Sidney Lumet)

Ein ziemlich verstörender New-York-Film, in dem zwei Brüder das Juweliergeschäft ihrer Eltern überfallen lassen. Alles war gut geplant und trotzdem ging es schief. Die Mutter der beiden wird getötet und der Vater kommt den beiden schließlich auf die Schliche. Dazu gibts ein paar Milleubilder, etwas Psychologie, etwas Blut und ein paar halbwegs experimentelle Schnitte, die uns in der erzählten Zeit hin und her springen lassen. Seymour-Hoffman und Eathan Hawk sind natürlich sehenswert. Nicht wirklich atemberaubendes, aber ganz gut gemachtes Kino, das einen am Samstag Abend zu unterhalten vermag.

Sonntag, 3. Februar 2008

Sweeney Todd und Walk Hard


In den letzten zwei Wochen haben wir Sweeney Todd und Walk Hard gesehen. Dafür muss man nicht unbedingt ins Kino gehen, finde ich. Sweeney Todd befriedigt gewissermaßen ein Verlangen nach düsterer Ästhetik (das ich gar nicht habe) und wenn man Johnny Depp wirklich ganz doll mag (was bei mir inzwischen nicht mehr der Fall ist), dann wäre das ein weiterer Grund, sich vielleicht die DVD auszuleihen. Walk Hard bringt einem wenigstens zum Lachen, besonders wenn man Walk the Line und The Doors gesehen hat. Da wird ganz amüsant aber wenig subtil mit Anspielungen um sich geworfen. Ein kleiner Tabubruch war auch dabei: ohne weitere Funktion kommt einige Male ein beschnittener Penis ins Bild. Skurril sind auch Jack White als verpeilter Elvis und Jack Black als Paul McCartney. Wie die Beatles beim Meditieren in einem buddhistischen Tempel plötzlich übereinander herfallen, das war wirklich gut.

Dienstag, 15. Januar 2008

No Country for old Men

(Ethan Coen und Joel Coen, Tommy Lee Jones, Javier Bardem, Josh Brolin, Woody Harrelson)

Die Blutspur - das ist, worum es geht. Jäger und Gejagte. Am Samstag sahen wir zusammen mit Daniela und Antoine die Preview des neuen Coen-Brother-Films No Country for old Men. Der Film ist eine einzige Blutspur mit bösem untergründigen, beinahe unmenschlichem Humor. Selbst der Serienkiller wird angeschossen, solange sie jedoch nicht tot sind, jagen sie weiter. Javir Bardem spielt den supergruseligen Killer, den kalten Soziopathen, der nur seinen eigenen Regeln gehorcht und dem Trieb, das Opfer bis in den Tod zu jagen. Nicht nur sein Vorgehen beim Töten ist kalt und grausam, auch seine verstörende Art zu kommunizieren, indem er seinen Opfern (fast jeder, dem er begegnet wird sein Opfer) Fragen stellt, die ihnen die Nerven blank legen. Ich hätte einen kompletten Film sehen können, der nur aus diesen kalten und bösen Monologen besteht. Es ist, als reißer er mit einem Satz die Psyche seines Gegenübers auf und sie fängt an zu bluten und er lässt nicht nach, diesem Blut nachzuspüren, bis der andere zu Tode gehetzt ist. Das Motiv der Blutspur zieht sich von Beginn an bis zum Ende durch den Film. Immer wird jemand angeschossen, ein Tier, ein Mensch, und verliert sein Blut. Diese Spur wiederum führt zur nächsten Bluttat. "You can’t stop what’s coming. It ain’t all waiting on you. That’s vanity." Diese drei Sätze beenden ziemlich mysteriös den Film. Es gibt eine Menge Fragen, Andeutungen und Unklarheiten. Diese wirken zum Teil einfach wie gewollte Lücken, die z.B. durch eine Lektüre des Buches von Cormack McCarty geklärt würden. Das Ende jedenfalls ist im Buch ein anderes. Dort überbringt der Killer am zum Schluss das Geld an seinen Auftraggeber, wiederum ein Fremder, der in der Handlung zuvor nicht auftauchte. Die Coens haben keinerlei Scheu, das Publikum zu enttäuschen und in die Irre zu führen und das muss man ihnen hoch anrechnen. Sie sind keine Hollywood-Nutten. Nur beim Ort des Geschehens sind sie kein Risiko eingegangen: Texas ist für diese Art Film natürlich die beste Wahl, fast etwas zu einfach, aber andererseits eben das perfekte Setting. Es ist erst Januar, aber ich wage zu bezweifeln, dass es in diesem Jahr noch einen Film geben wird, der mich so fesselt, so gruselt, so fasziniert in fast allen seinen Aspekten. Am Sonntag Abend dann haben wir uns noch einmal Fargo auf DVD angesehen. In einiger Hinsicht sind sich diese beiden Filme ähnlich. Nur: No Country for old Men ist ein Meisterwerk.