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Im Mai 2011 bin ich nach 6 Jahren in Irland zurück nach Deutschland gezogen und habe diesen Blog eingestellt. Mein neuer Blog heißt Geist und Gegenwart und ist unter www.geistundgegenwart.de zu erreichen.

Montag, 6. Dezember 2010

Der irische Botschafter in Berlin im Interview mit The European Circle

Be Irish Embassy 01
Irische Botschaft in Berlins Friedrichstraße
The European Circle hat sich der Verständigung der Europäer untereinander verschrieben und berichtet zu diesem Zweck kompetent recherchiert über Europa relevante Themen. Am letzten Freitag wurde der irische Botschafter in Berlin Dan Mulhall interviewt: Irland ist nicht nur eine Wirtschaft.

Mulhall berichtet optimistisch aus Irland. Er zeichnet ein sehr Europa freundliches Bild von den Iren, das im Moment sicher nicht repräsentativ ist. Die Iren fühlen sich in ihrem Stolz auf die Unabhängigkeit ihres Landes und die Erfolgsgeschichte, die es vor kurzem noch war, verletzt.

Erhellend sind Mulhalls Erklärungen zur Wurzel der Immobilienblase: "Man muss die Geschichte Irlands verstehen, die Leute in Irland glauben, dass man ein eigenes Haus besitzen soll – das ist anders als in Deutschland. Die irische Geschichte war traurig, die Leute haben ihr Land und ihre Häuser verloren und jetzt glaubt die Bevölkerung, dass der Immobiliensektor sehr wichtig ist."

Das ist sicher richtig und überhaupt ist Deutschland auch dank einer niedrigen Eigentumsquote von knapp über 40% von einer Immobilienblase verschont geblieben. Irlands Quote ist etwa doppelt so hoch und machte das Land sehr anfällig für diese Krise. Allerdings ist die historische Motivation nur die halbe Wahrheit. Die andere Seite ist die Gier im Bau- und Bankensektor und die vernachlässigte Gesetzgebung, die auf die angeblich alles regelnden Marktgesetze vertraut. Laissez faire ist in Irland die Grundregel. Das macht das Land auch so sympathisch auf der einen Seite. Auf der anderen Seite macht der Grundsatz des "Lasst-sie-mal-machen" die Politik und Wirtschaft korrupt, denn Kontrolle muss niemand fürchten. Mulhall sagt dazu überaus diplomatisch, fast salomonisch:

"Jemand kann natürlich jetzt sagen, dass er diese Probleme früher gesehen hat. Aber wenn man eine Blase im Immobiliensektor hat, ist es schwierig, diese Blase zu verhindern. Es ist schwierig, so eine Situation zu verhindern und einen anderen Weg zu finden. Aber wir haben aus dieser Krise gelernt und ich bin sicher, dass wir in der Zukunft stabiler werden."

Ja, es ist schwierig, besonders wenn man keine staatlichen Strukturen aufbaut, die sich um die nachhaltige Entwicklung der Ökonomie sorgen. Vorsichtig hoffen lässt Mulhalls vage Absichtserklärung: "In Zukunft werden wir gegenüber dem Immobiliensektor ein wenig skeptischer sein." Ich drücke den Iren die Daumen. Und wie Mulhall so schön sagt: "Irland ist nicht nur eine Wirtschaft, es ist ein Land mit einer einzigartigen Kultur, lebendiger Musik und Tanz und so weiter."

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