Dieser Blog ist archiviert...

Im Mai 2011 bin ich nach 6 Jahren in Irland zurück nach Deutschland gezogen und habe diesen Blog eingestellt. Mein neuer Blog heißt Geist und Gegenwart und ist unter www.geistundgegenwart.de zu erreichen.

Mittwoch, 9. März 2011

Organisiertes Verbrechen: Gangs of Dublin

Irische Gangster im Film (1998)
Dublin hat den Ruf, eine Stadt zu sein, in der nicht die Polizei das organisierte Verbrechen bekämpft, sondern in der sich die Gangmitglieder auf traditionelle gälische Art gegenseitig dezimieren. Schon die Wikinger zeigten sich im 10. Jahrhundert beeindruckt davon, dass die Iren sich lieber gegenseitig bekämpften, als gemeinsam gegen die neuen Eindringlinge vorzugehen.

Mindestens 17 Gangs - beziehungsweise Familien - soll es beispielsweise in Dublin geben. Seit 1998 wurden nur 23 Mörder verurteilt, aber rund 200 Morde in der irischen Szene begangen. Die Polizei hatte einerseits nie die Mittel und andererseits erspart sich das Land alle möglichen Kosten bei der Polizei, den Gerichten und dem Strafvollzug. Speziell in den Neunzigern blühte der Drogenhandel und die Bosse wussten nicht wohin mit dem ganzen Geld. Ohne Scheu vor der Öffentlichkeit kauften sie riesige Villen, Ländereien und Pferderennställe. Wenn mal jemand für ein paar Jahre in den Knast kam, ging es danach gleich weiter mit der Karriere oder man setzte sich ab in die Karibik. Die Gewinnspanne lag bei 800% und die einzigen Feinde waren die anderen Familien, die das gleiche Business betrieben.

Illustre Gangster wie The General Martin Cahill wurden legendär und kontrollierten den Handel von Heroin, Koks und Canabis in Dublin. Cahill, ein Familienvater und Taubenzüchter, der keinen Alkohol trank und keine Drogen konsumierte, wurde 1994 auf offener Straße angeblich von der IRA erschossen, da er die sonst übliche Kooperation mit dieser Organisation verweigerte. Cahill galt vielen als eine Art Robin Hood, war in Wirklichkeit jedoch ein brutal folternder Mörder, der seinen Rivalen gerne mal Nägel durch die Hände schlug oder die Ohren abschneiden ließ.

Der Welle der Gewalt in den Neunzigern folgten einige kurzfristige Erfolge, da man durch das neu gegründete Criminal Assets Bureau lernte, nicht die Gangster als Personen zu bekämpfen, sondern ihnen Geld und Besitz nahm. Daraufhin passte sich die Szene an und wurde dezenter und unauffälliger. Gelder wurden außer Landes gebracht oder gewaschen und nicht einfach auf den Kopp gekloppt.

Der irische Canabis-Handel soll mittlerweile in vietnamesischer Hand sein. Die Rezession half mit der Bereitstellung von billigen Mietshäusern, die in Gewächshäuser umgewandelt werden, sodass man günstig hochpotente Pflanzen vor Ort anbauen kann und sich den teuren und riskanten Schmuggel über das Meer erspart. Die Canabis-Szene ist im Moment eher gewaltfrei, Experten gehen jedoch davon aus, dass die wachsenden Gewinnspannen auch die irischen Familien anziehen wird - mit den absehbaren Folgen für die Vietnamesen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen