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Im Mai 2011 bin ich nach 6 Jahren in Irland zurück nach Deutschland gezogen und habe diesen Blog eingestellt. Mein neuer Blog heißt Geist und Gegenwart und ist unter www.geistundgegenwart.de zu erreichen.

Montag, 1. September 2008

November 2005 - Wicklow Mountains und Howth

Wicklow Mountains
Am letzten Donnerstag kam Enrico aus Deutschland, heute früh ist er wieder zurückgeflogen. Ich habe diese Gelegenheit genutzt und Freitag und Montag frei genommen. Das war sicher eine der besten Ideen, die ich bisher hier hatte: frei nehmen und durch die Gegend fahren oder laufen. Es ist erstaunlich, was etwas frische Luft und Bewegung ausmachen können, ich fühle mich wunderbar erholt. Am Freitag sind wir durch Dublin gelaufen, haben uns das Trinity College, das Book of Kells und den berühmten Longroom in der Bibliothek angesehen. Dann waren wir noch in der Nationalgalerie und schließlich essen. Am Abend sind wir in den "Harbour Master" gegangen und haben Whiskey getrunken. "Redbreast" - etwas edel, etwas teuer und ein Erlebnis. Wir haben ca. eine Stunde an 4 Cl genippt. Am Samstag sind wir mit Michi und Mike, zwei Österreichern, in die Wicklow Mountains gefahren. Das ist gar nicht weit weg von Dublin, aber auf dem Weg dahin könnte man glauben, allein in einem weiten Land zu sein. Es ist ein auffälliger Gegensatz zwischen dem engen und überbevölkerten Dublin und den menschenleeren Hügeln.

Vom vielen Laufen und der frischen Luft hatten wir ziemlichen Hunger bekommen, so dass wir beschlossen, "Johnnie Fox's Pub" zu besuchen. Es ist angeblich der höchstgelegene Pub in Irland und er ist berühmt für seine Fischgerichte. Wir mussten erst einmal einen Tisch reservieren und eine halbe Stunde warten. Mein Hunger wurde stärker und ich ertrug die essenden Leute kaum. Enrico und ich sind also noch etwas um den Pub herumgestrichen. Es war inzwischen dunkel und bitterkalt. Als wir zurückkamen, setzten wir uns an einen Tisch in einem der zahlreichen Räume des Pubs. Ein Kaminfeuer brannte und ich bekam die größte Forelle meines Lebens. Zum Essen gab's noch ein Guinness und bald war ich wieder aufgetaut und habe mich auch an den Gesprächen beteiligt, die ich zuvor nur widerwillig durch Kopfnicken begleiten konnte. Das ist die Kraft der elementaren Bedürfnisse.

Der Sonntag war kalt und sonnig, wir stiegen in den Dart und fuhren nach Howth. Dort gibt es den Cliff Walk. Dieser Weg geht auf den Klippen fast einmal um die ganze Halbinsel, wir haben ihn ungefähr zu Dreivierteln abgewandert. Dann sind wir durchs Innere der Halbinsel zurück zur Station gelaufen. Der höchste Punkt dort ist 171 Meter hoch. Howth ist also eigentlich nur ein Hügel. Aber der Blick aufs Meer ist doch eindrucksvoll, weil es einfach nur 100 Meter abwärts geht. Da oben konnte ich endlich einmal durchatmen und die Augen/das Gehirn entspannen. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich in Dublin selbst schon gar nicht mehr richtig atme. Eigentlich bin ich immer dabei, die Luft anzuhalten, wenn Busse und Lastwagen an mir vorbeifahren. Nur auf Arbeit atme ich dann skrupellos die recycelte Klimaanlagenluft. Völlig müde und mit wohlig schmerzenden Füßen genossen wir dann den Abend mit Whiskey und "Coffee and Cigarettes", einem Film von Jim Jarmusch.

Am Montag blieb dann nur noch eine Pflicht für Enrico: Die Whiskey Destillery in Dublin besuchen. Für sieben Euro kann man da durch eine nachgebaute und etwas verkleinerte Schnapsbrennerei laufen und bekommt nebenher etwas zum Entstehungsprozess des Schnapses erzählt. Am Ende der Tour gibts dann noch ein Glas Whiskey für jeden. Wenn man bedenkt, dass nur der Whiskey im "Harbour Master" schon teurer war, als das gesamte Bildungspaket für Whiskey-Trinker, war das eine faire Sache. Alleine wäre ich dort sicher nie reingegangen, aber irgendwie war es ganz nett. Whiskey-Trinken kann Stil haben. Wir hatten uns bereits eine Flasche "Powers" besorgt, aus der wir uns ganz gemütlich vor dem Kamin in die vorgewärmten Gläser einschenkten. Dann saßen wir ganz still da, schnüffelten, schlürften und zutschten. Später am Abend gingen wir noch zu Daniela, aßen Pizza und Schokolade und tranken Wein. Wir unterhielten uns den ganzen Abend über Filme. Heute früh lief ich dann wieder zur Arbeit und Enrico flog nach Berlin.

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