Dieser Blog ist archiviert...

Im Mai 2011 bin ich nach 6 Jahren in Irland zurück nach Deutschland gezogen und habe diesen Blog eingestellt. Mein neuer Blog heißt Geist und Gegenwart und ist unter www.geistundgegenwart.de zu erreichen.

Donnerstag, 17. September 2009

Verkehr: Fahrradfahrer und Autos in Dublin

Jeden Tag fahre ich mit dem Fahrrad zur Arbeit (23 km hin und zurück) und fast jeden Tag komme ich dabei in brenzlige Situationen. Besonders gefährlich sind die Situationen, in denen Autofahrer uns Fahrradfahrer einfach nicht sehen. Nicht, weil sie keine Spiegel hätten, sondern weil sie Fahrräder einfach nicht erwarten. Das betrifft meiner Erfahrung nach besonders ältere und weibliche Fahrer. Ein anderes Phänomen ist, dass vor allem männliche und junge Autofahrer davon ausgehen, dass der Fahrradfahrer schon anhalten wird oder im Zweifelsfall auf sein Vorfahrtsrecht verzichten wird. Meine Strategie ist deshalb auffällig zu fahren und sich nicht an den Rand drängen zu lassen.

In der letzten Woche wurde eine Freundin von mir auf ihrem Fahrrad von einem Auto erfasst und verletzt. Vorgestern kam ein Mann ums Leben, als ein LKW mit dem Fahrradfahrer kollidierte. Zwischen 2002 und 2006 kamen bei 427 Unfällen 11 Fahrradfahrer ums Leben, acht davon durch links abbiegende LKWs. Die meisten Unfälle (20%) werden jedoch durch rechts abbiegende Autos verursacht, die also in die Spur des Radfahrers fahren. So geschah es auch bei der erwähnten Freundin. Der Fahrer hatte sie zwar gesehen, dachte jedoch, er schafft es noch oder sie wird schon bremsen. Die zweithäufigste Ursache (15%) ist, wenn Autos den Fahrradfahrer streifen. Es passiert mir oft, dass Autos so dicht an mir vorbeifahren, dass sie mich fast berühren. 11% der Unfälle passieren durch Autofahrer, die eine Tür öffnen, ohne in den Rückspiegel zu sehen. Der gefährlichste Monat ist statistisch gesehen der November, am meisten gefährdet sind 20- bis 29-jährige. In Dublin will man nun folgende Maßnahmen ergreifen, um der zunehmenden Gefahr zu begegenen:
  • Trennung von Fahrradverkehr und Schwerlastverkehr
  • Aufmerksamkeits-Kampagne zur Gefahr von links abbiegenden LKWs
  • Instandsetzung von Radwegen um ein Ausweichen auf die Straße zu vermeiden
  • Pflicht von Fahrradlampen durchsetzen
  • Mehr Fahrradwege dort schaffen, wo am meisten Fahrräder fahren
  • Mehr Fahrräder auf die Straßen bringen, um Sicherheit durch pure Masse zu erhöhen
So lustig die letzte Maßnahme klingt, so hilfreich ist sie meiner Meinung nach. Es fällt mir immer wieder auf, wie viel vorsichtiger Autofahrer sind, wenn immer sich viele Fahrräder zugleich auf der Straße befinden. Am gefährlichsten empfinde ich es immer dort, wo ich der einzigste Radler bin.

Zu diesem Zweck hat Irland nun das Cycle-to-Work Government Scheme eingerichtet. Das heißt, dass alle Angestellten Fahrräder oder Equipment bis zu 1000 € steuerfrei kaufen können und somit 47% sparen. Eine andere Initiative ist dublinbikes (siehe Bild oben), die es jedem ermöglicht an jeder der 40 Stationen in Dublin ein Fahrrad auszuleihen. Eine Mitgliedschaft für drei Tage kostet 2 Euro, ein Jahr kostet 10 Euro. Die erste halbe Stunde kann man das Fahrrad kostenlos nutzen, eine Stunde kostet 0,50 €, 3 Stunden 3,50 €, 4 Stunden 6,50 € und danach kostet jede weitere halbe Stunde 2 €. Es ist also nicht ganz billig. Es sei denn, man schafft es von Station zu Station immer in 30 Minuten, dann ist es theoretisch kostenfrei.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen